Die Wirkung von Hormonen
Die
verminderte Produktion von Östrogenen während der Wechseljahre führt
zu teilweise erheblichen Beschwerden für die Frauen. Viele der mit dem
Hormonmangel verbundenen Symptome wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche,
Migräne, depressive Verstimmungen und trockene Schleimhäute sind direkt
im Klimakterium festzustellen, einige gravierende Folgen wie die Osteoporose
oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind dagegen erst langfristig erkennbar. Um
die klimakterischen Symptome zu behandeln und Spätfolgen vorzubeugen, werden
dem Körper während der Wechseljahre die fehlenden Hormone zugeführt.
Diese Therapieform wird als Hormonersatztherapie (HRT, Hormone Replacement
Therapy) oder auch Hormonsubstitution bezeichnet.
Zur Hormonsubstitution
werden meist Östrogene und Gestagene kombiniert eingesetzt, da bei alleiniger
Gabe von Östrogenen die Gebärmutterschleimhaut immer weiter anwächst,
so dass es zu Wucherungen und Karzinomen der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium-Karzinome)
kommen kann. Die zusätzliche Gabe eines Gestagens verhindert dies. Nur
bei Frauen ohne Gebärmutter können reine Östrogene eingesetzt
werden. Zur Behandlung stehen natürliche oder konjugierte Östrogene
zur Verfügung. Im Sinne einer echten Substitution hat es durchaus Vorteile,
das humane Östradiol 17ß-Estradiol zu verwenden. Als Gestagene
stehen eine Reihe von Substanzen zur Verfügung. Eine besonders zuverlässige
und günstige Wirkung hat hier das Gestagen Nortesteronderivat Norethisteronacetat
(NETA).
Verschiedene
Formen der Hormonersatztherapie
Da sich
die klimakterischen Beschwerden meist auf den ganzen Körper auswirken,
wird in der Regel eine systemische Hormonsubstitution eingesetzt. Mit
Hilfe von Tabletten, Pflastern, Gelen oder Spritzen erzeugt man eine ausreichend
hohe Hormonkonzentration im Blut.
Dadurch
bleibt die Hormonwirkung nicht auf ein einzelnes Organ beschränkt, sondern
führt überall dort zu einer Verbesserung, wo vorher ein Hormonmangel
herrschte. Bei dieser Therapieform muss zwischen der sequentiellen und der kontinuierlich
kombinierten Hormonersatztherapie unterschieden werden.
Zur lokalen
Behandlung von Scheidentrockenheit, Scheidenentzündungen oder Schmerzen
beim Geschlechtsverkehr können Östrogene direkt in die Scheide eingebracht
werden. Dazu stehen Scheidentabletten, -zäpfchn, Salben, Cremes und Vaginalringe
zur Verfügung. Diese Form der Östrogenzufuhr hat nahezu keine Wirkung
auf den ganzen Körper. Eine prophylaktische Wirkung im Hinblick auf Osteoporose
und Herz-Kreislauf-Erkrankungen fehlt.
Die sequentielle
Hormonersatztherapie
Bei der
sequentiellen Hormonsubstitution kommt es, dem Zyklus einer jungen Frau ähnlich,
zu monatlichen Entzugsblutungen. In der ersten Einnahmehälfte wird nur
Östrogen eingesetzt, während in der zweiten zusätzlich ein Gestagen
verabreicht wird. Die Einnahmedauer kann 28 Tage ohne Einnahmepause betragen,
es gibt jedoch auch Präparate, bei denen es zu einem einnahme-freiend Intervall
kommt. In der sequentiellen HRT wird mit Tabletten oder Pflastern behandelt.
Diese Form der Hormonsubstitution empfiehlt sich vor allem für jüngere
Frauen, die von Zyklusunregelmäßigkeiten und/oder klimakterischen
Beschwerden betroffen sind.
Die kontinuierlich
kombinierte Hormonersatztherapie
Bei dieser
Form der Hormonsubstitution werden täglich (kontinuierlich), ohne Einnahmepause,
Östrogen und Gestagen (kombiniert) eingenommen. Anders als bei der sequentiellen
HRT kommt es nicht mehr zu Periodenblutungen. Selbst wenn zu Anfang der Therapie
Zwischenblutungen auftreten, stellen sich diese nach 3 – 4monatiger Therapie
ein: eine Blutungsfreiheit wird erreicht. So haben Untersuchungen gezeigt, dass
bei der Behandlung mit 1 mg 17-ß-Estradiol und 0,5 mg Norethisteronacetat
(ActivelleTM) 72 Prozent der behandelten Frauen bereits nach drei
Monaten und 89 Prozent der Frauen spätestens nach sechs Zyklen blutungsfrei
waren.
Die Dauer
der Hormonersatztherapie ist von dem Behandlungsziel abhängig. Geht es
nur darum, die typischen klimakterischen Beschwerden zu beheben, kann eine Behandlungsdauer
von zwei bis fünf Jahren ausreichend sein. Zur Präventionsbehandlung
beispielsweise von Osteoporose oder kardiovaskulären Erkrankungen ist eine
Langzeittherapie von mehr als fünf Jahren notwendig.
Zur Hormonsubstitution
stehen verschiedene Hormonpräparate mit unterschiedlichen Dosierungen zur
Verfügung. Lange Zeit wurde angenommen, dass eine Dosis von 2 mg Estradiol
notwendig sei, um eine ausreichende Knochen- und Gefäßprävention
zu erzielen. Inzwischen weiß man, dass diese positiven Effekte bereits
mit einer Dosis von 1 mg erzielt werden können. Dies hat zu dem deutlichen
Trend in der Behandlung des Klimakteriums geführt, im Normalfall die Estradiol-Dosis
bei einer Dauermedikation auf 1 mg zu beschränken. Sie ist in neun von
zehn Fällen ausreichend. In verschiedenen Untersuchungen hat sich zudem
gezeigt, dass die Kombination von 1 mg Östradiol mit einer täglichen
Dosis von 0,5 mg NETA ausreicht, um die gewünschten Wirkungen sowohl zur
Beseitigung klimakterischer Beschwerden als auch zur Prophylaxe unerwünschter
Spätfolgen zu erreichen. Ein slch niedrig dosiertes Kombinationspräparat
ist seit gut zwei Jahren auf dem Markt. Es hat sich in vielen Studien als besonders
geeignet für die kontinuierlich kombinierte Hormonersatztherapie erwiesen.
Grundsätzlich kann die Behandlung mit einer kontinuierlichen Kombination
von 1 mg Östradiol mit 0,5 mg NETA (ActivelleTM) in
der Postmenopause, also ein Jahr nach der Menopause, begonnen werden. Das Nebenwirkungsprofil
ist unter einer niedrig dosierten Hormonsubstitution deutlich günstiger
als bei hochdosierten Hormonpräparaten. So treten schwere Beine, ein Zeichen
für eine Überdosis, seltener auf.
Seitens
der Frauen gibt es teilweise durchaus Vorbehalte gegenüber der Hormonsubstitution.
Zum einen liegt dies an der mangelnden Kenntnis über den Nutzen einer Hormontherapie,
zum anderen an der Sorge vor Gewichtszunahme, jedoch auch an der Angst vor Krebs
und hier vor allem vor Brustkrebs. Die Sorge vor Gewichtszunahme ist insofern
unbegründet, als es sich dabei nur um eine geringfügige Gewichtszunahme
zu Beginn der Behandlung handelt. Diese ist auf eine Wassereinlagerung im Gewebe
zurückzuführen und ist durchaus positiv zu bewerten, da dadurch die
Elastizität und Widerstandsfähigkeit der Haut erhöht werden.
Im Hinblick
auf die Entstehung von Brustkrebs hat die Auswertung der Daten von 50.000 Brustkrebspatientinnen
und 100.000 gesunden Frauen ergeben, dass von 1.000 unbehandelten Frauen zwischen
50 und 70 Jahren durchschnittlich 45 an Brustkrebs erkranken. Eine Hormontherapie
über bis zu 5 Jahre beeinflusst die Häufigkeit dieser Erkrankung nicht.
Bei einer Langzeit-Therapie wurde eine leichte Steigerung der Brustkrebs-Inzidenz
verzeichnet: 2 zusätzliche Brustkrebsfälle nach über 5 Jahren
Therapie und 6 zusätzliche Fälle bei einer Therapiedauer von über
10 Jahren.
Bei der
Entscheidung für oder gegen eine Langzeit-Therapie sollten Nutzen und Risiko
im individuellen Fall abgewogen werden. Meist überwiegen die Vorteile einer
solchen Therapie, da sie eine höhere Lebensqualität und gesundes Altern
ermöglicht.
Dem geringfügig
erhöhten Brustkrebsrisiko unter Hormonsubstitution stehen zudem eine verringerte
Brustkrebssterblichkeit und eine deutlich verringerte Gesamtsterblichkeit gegenüber,
die zu einer positiven Gesamtbewertung der Therapie führen.
Gerade im
Hinblick auf die hohe Lebenserwartung ist die prophylaktische Hormonsubstitution
von großer Bedeutung, um den Frauen im Alter drastische Einschränkungen
der Lebensqualität durch vermeidbare chronische Erkrankungen zu ersparen.
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