Frauen
42 Millionen Frauen leben in Deutschland. Rund 10 Millionen der 42 Millionen Frauen in Deutschland befinden sich derzeit in den Wechseljahren (Klimakterium). Rund 80 Jahre 1 beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung einer Frau in Deutschland. Die Wechseljahre / Das Klimakterium Zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr beginnt die hormonelle Funktion der Eierstöcke nachzulassen. In diesem Zeitraum kommt es zu einer verminderten Produktion weiblicher Geschlechtshormone. Die Veränderungen sind in dieser Phase jedoch selten spürbar. Dieser Lebensabschnitt bis zur Menopause wird häufig Prämenopause genannt. Etwa im Alter von 52 Jahren 2 tritt die Menopause (letzte natürliche Monatsblutung) ein. Vorher werden die Zyklen immer unregelmäßiger, die ersten Hitzewallungen treten auf. Die Phase um die Menopause einschließlich ein Jahr danach wird als Perimenopause bezeichnet. Daran schließt sich die Postmenopause an, die den Zeitraum bis zum Ende der hormonellen Umstellung umfasst. 10 - 15 Jahre 2 dauern in der Regel die Wechseljahre.
Bewertung klimakterischer Beschwerden
1953 machten Kuppermann et al. den ersten Versuch, klimakterische Beschwerden zu erfassen, zu qualifizieren und zu quantifizieren (Kuppermann- Index). Es handelt sich hierbei um eine statistische Auswertung im Rahmen einer Studie ¨ber Östrogenpräparate. 1994 entwickelte Hauser et al. die Menopause-Rating-Scale (MRS) I. Es handelt sich hierbei um eine standardisierte Anamnese-Erhebung durch den Arzt. 1999 wurde auf der Basis der MRS I die Menopause-Rating Scale (MRS) II erstellt. Diese wurde erstmals als ein reiner Selbstbeurteilungsbogen für die Frauen angelegt.
Klimakterische
Beschwerden
66 bis
90 Prozent aller Frauen in Deutschland leiden in den Wechseljahren
unter den typischen klimakterischen Beschwerden.
Zu den häufigsten Beschwerden zählen:
Hitzewallungen und Schweißausbrüche, Schlafstörungen,
depressive Verstimmungen, Schwindel,
trockene Scheide und Probleme mit den Harnwegen.
Circa 75 Prozent
der Frauen leiden 1 Jahr lang unter Hitzewallungen. Circa
25 Prozent der Frauen geben an, dass die Hitzewallungen
bis zu 5 Jahre auftreten. 10
Prozent der Frauen in den Wechseljahren leiden mindestens
einmal unter einer depressiven Episode.
Circa 40 Prozent der
befragten Frauen bewerten die Beschwerden als
Einschränkung ihrer Lebensqualität. Circa
25 - 30 Prozent der befragten Frauen halten ihre Wechseljahresbeschwerden
für schwer zu bewältigen.
5 Prozent aller Frauen in den Wechseljahren haben zeitweise so
starke Beschwerden, dass sie krankgeschrieben werden
müssen. Nur
50 Prozent der Frauen, die unter Wechseljahresbeschwerden leiden,
wenden sich an eine Ärztin / einen Arzt.
Die Hormonersatztherapie
3 bis 5 Jahre werden
Hormonpräparate durchschnittlich zur Behandlung
akuter Wechseljahresbeschwerden eingenommen.
Um Spätfolgen des Hormon-
mangels zu verhindern, sollte eine Hormonersatztherapie
mindestens 10 Jahre angewendet werden. Etwa
90 Prozent 8 der Frauen, die Hormone zur Behandlung der Hitzewallungen
einnehmen, empfinden diese als
sehr effektiv. Weniger
als 10 Prozent 4 der Frauen, die mit Hormonpräparaten
behandelt werden,
brechen die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen
ab. Um 2 bis 6
zusätzliche
Fälle (pro 1.000 Frauen) erhöht ist das Brustkrebs-risiko
von Frauen, die in den Wechseljahren über einen
langen Zeitraum (über 5 - 10 Jahre) mit Hormonpräparaten
behandelt wurden. Ob diese Steigerung
klinisch relevant ist, wird immer noch diskutiert,
da diese Inzidenzerhöhung keinen negativen
Einfluss auf die Mortalität und den Verlauf der
Erkrankung ausübt. Kein erhöhtes Risiko besteht
bei Patientinnen, die ein kombiniertes Hormonpräparat
einnehmen, für Gebärmutterkrebs. Im
Gegenteil: Eine Untersuchung zeigte eine Reduktion
des Risikos auf ein Fünftel bei der Einnahme
eines kontinuierlich kombinierten Präparates.
1 - 2 kg Gewichtszunahme
treten durchschnittlich zu Beginn
einer Hormonersatztherapie, verursacht durch
Wassereinlagerung, auf. Insbesondere bei einer
niedrig-dosierten oralen Therapie reguliert sich
das Gewicht innerhalb weniger Wochen. Spätfolgen
der Wechseljahre und ihre Beeinflussung durch eine
Hormonersatztherapie
Ab dem 45. bis 50. Lebensjahr
steigt das Herzinfarktrisiko bei Frauen erheblich an. Etwa
ein Drittel geringer ist das Risiko für eine Frau, an kardiovaskulären
Erkrankungen wie Herzinfarkten zu
sterben, wenn der Hormonmangel während der Wechseljahre
durch Hormonpräparate ausgeglichen wird. 694
von 100.000 Frauen jährlich erleiden im Alter zwischen
65 und 74 Jahren einen Herzinfarkt. Unter 65
Jahren sind Frauen deutlich seltener betroffen als Männer:
51 Prozent der männlichen Infarktpatienten sind
unter 65 Jahre alt, dagegen nur 22 Prozent der weiblichen
Patienten. Die Geschlechter gleichen sich jedoch
bezüglich der Herzinfarktrate im höheren Alter immer
mehr an. 10 -
15 Mal mehr Frauen sterben an Herz-Kreislauf- Erkrankungen
als an Brustkrebs.244.000
1 stationäre Krankenhausaufnahmen in Deutschland
waren 1994 osteoporosebedingt,
davon 196.000 Frauen
und 48.000 Männer. 90 Prozent aufgrund einer
Fraktur, am häufigsten hüftgelenksnah (Oberschenkelhals).
Circa 5 bis 10 Prozent
der Patienten mit Oberschenkelhalsfrakturen versterben
noch im Krankenhaus, zwischen 7 und 60
Prozent je nach Alter, Geschlecht und Begleiterkrankungen
im ersten Jahr. Von
1.000 Frauen 12 unter einer zehnjährigen Hormonersatztherapie treten
im Vergleich zur unbehandelten Gruppe 7
Oberschenkelhalsfrakturen und 60 Herzinfarkte
weniger auf.
Mindestens 25 Prozent 5 der postmenopausalen kaukasischen Frauen in
den USA leiden an einer Osteoporose. Im Alter
von 75 Jahren ist es fast die Hälfte der weiblichen
kaukasischen Bevölkerung der USA.
Um 6 Prozent 13 nimmt
unter einer HRT die Knochendichte am Schenkelhals,
um 6 – 7 Prozent an der Wirbelsäule zu.
Nach 3 - 4 Behandlungsjahren kommt es zu einem
weitestgehenden Erhalt der Knochendichte. 60
Prozent 14 aller bei Frauen auftretenden, osteoporosebedingten
Frakturen, könnten durch eine adäquate
Hormonersatztherapie verhindert werden.
Quellen:
- Bundesministerium für Gesundheit, Bonn, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden: Gesundheitsbericht für Deutschland, 1998.
- Strecker JR, Lauritzen C: Praxis der Hormonbehandlung im Klimakterium. Bücherei des Frauenarztes, Band 29, Enke-Verlag, 1989.
- Hauser GA, Schneider PG, Rosemeier PJ, Potthoff, P: Die Selbstbeurteilungs-Skala für klimakterische Beschwerden (Menopause Rating Scale II). J Menopause 4/1999; 12-15.
- Schulz-Zehden B: Frauengesundheit in und nach den Wechseljahren. Die 1000 Frauen Studie, 1998. Hauser et al.: J Menopause 4/1999.
- National Institute on Aging, Research on Older Women: Highlights from the Baltimore Longitudinal Study of Aging, May 1991.
- European Menopause Survey, 2000.
- Uhl R: Gynäkologie und Geburtshilfe compact. Georg Thieme Verlag, 2001
- Hauser GA: In Menopause – Hormonsubstitution heute. Hrsg. C Lauritzen, 46, 1990.
- Beral V, Bull D, Doll R et al.: Collaborative Group on Hormonal Growth Factors in Breast Cancer. Breast cancer and hormone replacement therapy: collaborative reanalysis of data from epidemiological studies of 52.705 women with breast cancer and 108.411 women without breast cancer. Lancet 350, 1997; 1047-1059.
- Wagner R: Klimakterium, Menopause und Senium: Einfluss auf das kardiovaskuläre System. Reproduktionsmedizin 16, 2000; 189-193.
- Wenderlein JM: Bremer Datenanalyse zur Hormonersatztherapie eine unnötige Verunsicherung. Frauenarzt Jg. 41, 11/2000; 1325-1327.
- Rabe T, Bender HG, Diedrich K, Bastert G, Kreienberg R, Von Holst T, Malter A, Schulz K-D: Gemeinsame Stellungnahme zu "Östrogene und Krebsrisiko in Deutschland". Frauenarzt Jg. 41, 10/2000; 1129-1134.
- Hadji P: Möglichkeiten und Grenzen der Osteoporoseprävention und Therapie in der gynäkologischen Praxis. Referat zur Pressekonferenz "Spannungsfeld Hormonersatztherapie: Wünsche der Frauen und Wirklichkeit der Therapie". 2.11.2000, Köln.
- Marth C, Tabarelli M, Dapunt O: Hormonsubstitution im Klimakterium: Nutzen und Risiko.