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Umwelt und Lunge

MedPort - Thema des Monats - Deutscher Lungentag - Umwelt und Lunge
 
  
 
 

Umwelt und Lunge

Die Lunge steht in ständigem Kontakt mit der Außenwelt. Täglich werden 10.000 bis 20.000 Liter Luft ein- und ausgeatmet. Verunreinigungen der Luft stellen darum in erster Linie eine Bedrohung für die Atmungsorgane dar. Schadstoffe verschiedenster Herkunft finden sich in der Innen- und Außenluft sowie an vielen Arbeitsplätzen.

Verunreinigungen der Außenluft

Spätestens die Smog-Katastrophe in London 1952 zeigte die schwerwiegenden gesundheitlichen Auswirkungen, die von Luftverschmutzung ausgehen können. Unter ungünstigen meteorologischen Bedingungen kam es damals bei dichtem Nebel zu einer extremen Anhäufung von Luftschadstoffen. Es fand sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Luftschadstoffen (Schwefeldioxid (SO2), Rauch) und Todesfällen.

Glücklicherweise hat die Luftverschmutzung mit Partikeln in den letzten Jahren in unseren Breiten deutlich an Bedeutung als Risikofaktor für Lungen- und Atemwegserkrankungen verloren. So konnte hauptsächlich eine Absenkung von SO2 und Schwebstaub, den wichtigsten Verursachern während der Heizperiode (Wintersmogs), erreicht werden.

Ozon - der Gesundheitsfeind im Sommer?

Ozon (O3) kommt in den hohen Schichten der Erdatmosphäre, der Stratosphäre, vor und beschränkt dort das Eindringen kurzwelliger UV-Strahlen, die beim Menschen u. a. Hautkrebs erzeugen können. Diese schützende Ozonschicht wird vor allem durch halogenierte Kohlenwasserstoffverbindungen (FCKW) zerstört, die z.B. in Spraydosen als Treibmittel Verwendung fanden.

In Bodennähe wiederum entsteht aus Autoabgasen durch die Einwirkung von UV-Strahlen aus Stickstoffdioxyd (NO2) Ozon, das in höheren Konzentrationen schädlich für die Atemwege ist. Hohe Ozonkonzentrationen werden also bei Sonneneinstrahlung und starkem Autoverkehr beobachtet.

Das gasförmige Ozon reizt die Schleimhäute. Konzentrationen über 200 µg/m3 Luft können Augentränen, Engegefühl im Hals und in der Brust, Reizhusten, Schwindel und Kopfschmerzen hervorrufen. In der Europäischen Gemeinschaft existieren 3 Schwellenwerte für den Gesundheitsschutz:

  1. 110 µg/m3 (Mittelwert über 8 Stunden):
    Oberhalb dieser Konzentration können sich erste Symptome bemerkbar machen.
  2. 180 µg/m3 (Einstunden-Mittelwert):
    Empfindliche Personen sollen besonders am Nachmittag starke körperliche Belastungen im Freien vermiden.
  3. ab 360 µg/m3 :
    Warnung der gesamten Bevölkerung durch Auslösen von "Ozon-Alarm".

Die individuelle Reaktion auf Ozon ist jedoch sehr unterschiedlich. Mit unerwünschten Effekten ist besonders bei gesteigerter Atmung, z. B. unter körperlicher Belastung zu rechnen. Kinder haben im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht ein größeres Atemminutenvolumen als Erwachsene. Sie sind deshalb besonders bei intensiver Bewegung im Freien stärker gefährdet. Auch Asthmatiker gelten als potentiell gefährdet, schon leicht erhöhte Ozon-Konzentrationen können bei Ihnen eine Verkrampfung der Bronchien (Asthmaanfall) auslösen.

Außenluftschadstoffe und deren Quellen

Es gibt gasförmige und partikelförmige Luftschadstoffe. Ein großer Teil der Luftschadstoffe wird durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe erzeugt. Von größter Bedeutung sind dabei der Verkehr und der Ausstoß aus Industrieanlagen.

 

 

Schadstoffe

Quellen

Gasförmige
Schadstoffe

Schwefeldioxid (SO2)

Verbrennung fossiler Brennstoffe, insbesondere von Braunkohle, Verhüttung, Raffinerieemissionen

 

Stickoxide

(NO2, NO, NOX)

Verkehr, Verbrennung von Gas, Bakterien in Erdkruste und Ozeanen

 

Ozon (O3)

Reaktionsprodukt aus NO2 in der Atmosphäre unter Mitwirkung von UV-Licht und Kohlenwasserstoffen

 

Kohlenmonoxid (CO)

Unvollständige Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Verbindungen in Industrie, Hausbrand, Verkehr

 

Partikelförmige
Schadstoffe

Gesamtschwebstaub (TSP)

Verbrennung fossiler Brennstoffe, Verhüttung, Brände, Vulkane, Windabrieb, Verkehr

Dieselruß (überwiegend fein und ultrafein)

Dieselmotoren

Pollen (grob)

Blütenpflanzen

Ob ein Schadstoff tatsächlich schädlich ist, hängt ab

  1. von der Konzentration,
  2. von der Dauer der Einwirkung und
  3. vom momentanen Zustand der Abwehrmechanismen in der Lunge.

In vielen Tageszeitungen findet man regelmäßig neben dem Wetterbericht Angaben über die Schadstoffkonzentrationen in der Luft. Dies kann eine gute Orientierung für gefährdete Personen sein.

Innenraumschadstoffe

Die wichtigste Quelle, die die Innenluft verunreinigt, ist die brennende Zigarette.

Zigarettenrauch ist ein kompliziertes Gemisch. Der Hauptstromrauch entsteht durch das Einziehen der Luft in die brennende Zigarette. Er stellt für den Raucher den Hauptanteil dar. Der Nebenstromrauch wird bei Temperaturen von ungefähr 3500C durch das Glimmen der Zigarette gebildet. Er ist für das Passivrauchen von Bedeutung. Es konnten bisher mehr als 4.000 verschiedene Stoffe aus dem Zigarettenrauch isoliert werden darunter Nitrosamine und Aldehyde (auch Formaldehyd). Die meisten dieser Stoffe sind gesundheitsschädlich. 43 Stoffe können Krebs auslösen

Bei Rauchern treten Gesundheitsschäden auf, die zunächst noch rückbildungsfähig sind. Wird weiter geraucht, kommt es zu dauerhaften Schäden vor allem an den Bronchien und der Lunge, am Herzen und an den Gefäßen. Tabakrauch erhöht das Risiko für Lungen-, Kehlkopf-, Mundhöhlen- und Speiseröhrenkrebs.

Personen, die häufig Tabakrauch ausgesetzt sind (Passivrauch), haben wahrscheinlich ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs, allerdings in deutlich geringerem Maße als Aktivraucher. Rauchen in der Schwangerschaft ist eine der häufigsten Ursachen für Fehlgeburt, Missbildungen und plötzlichen Kinstod. Rauchen in der Schwangerschaft begünstigt die spätere Entwicklung von Asthma beim Kind. Kinder rauchender Eltern haben ein erhöhtes Risiko, an Asthma zu erkranken. Tabakrauch in der Umgebungsluft ist darüber hinaus eine Geruchsbelästigung und auch eine Beeinträchtigung, weil der Rauch die Schleimhäute reizt.

Luftverschmutzung am Arbeitsplatz

Ein langfristiger intensiver Kontakt mit reizenden Gasen, Stäuben und Dämpfen am Arbeitsplatz kann die Atemwege und Lunge schädigen. Unbestritten ist die Verstärkung der Wirkung dieser Schadstoffe, wenn zusätzlich noch geraucht wird.

Zu den Arbeitsplätzen mit der stärksten Staubbelastung gehören:

  1. Bergbau unter Tage (Kohle, Quarz)
  2. Steinbrüche (Granit, Sandstein, Kalk)
  3. Glasindustrie (Schamott, Schleifkörper)
  4. asbestverarbeitende Betriebe
  5. metallurgische Betriebe (Formsand, Schamott)
  6. keramische Industrie (Steingut, Porzellan)
  7. Textilindustrie
  8. Betriebe mit Umgang von Rohbaumwolle oder Isoliermaterialien
  9. Landwirtschaft (Futtermittel, Getreidekörner, Mineraldünger, Desinfektionsmittel, Pestizide).

Eine Rauchbelastung entsteht beim Schweißen. Reizgase, die arbeitsmedizinisch eine Rolle spielen, sind NO2, O3 und Chlorgas.

Zur Krankheitsverhütung ist es deshalb wichtig, die Vorschriften der Berufsgenossenschaften zu beachten. Es gibt Grenzwerte für gefährliche Arbeitsstoffe. Diese müssen am Arbeitsplatz immer wieder gemessen und eingehalten werden. Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen von Personen auf gefährdeten Arbeitsplätzen sollten in gewissen Abständen Messungen der Lungenfunktion beinhalten.

 

Allergien

Beispiel Asthma:

Im Kindesalter ist Asthma inzwischen die häufigste chronische Krankheit. In Deutschland leidet jedes 10. Kind, in Australien sogar jedes 6. Kind unter Asthma. Aber auch in den Ländern der Dritten Welt nimmt die Asthmahäufigkeit zu. Mindestens ein Drittel der erkrankten Kinder behalten Asthma im Erwachsenenalter. Allergien sind besonders im Kindesalter eine der häufigsten Ursachen für Asthma.

Risikofaktoren

Sowohl die Umwelteinflüsse (Passivrauchen der Kinder) als auch die Erbanlagen stellen ein Risiko für die Entstehung von Asthma und Allergien dar: Wenn beide Elternteile Allergiker sind, ist das Risiko, eine Allergie zu entwickeln, erhöht.

In den modernen Industriestaaten ist heute die Häufigkeit allergischer Erkrankungen höher als in Ländern mit geringerer industrieller Entwicklung. In städtischen Regionen treten Allergien möglicherweise häufiger auf als in ländlicher Umgebung. Wiederholte Infekte im Kleinkindesalter, möglicherweise infolge von "Spielen im Dreck" scheinen eine gewisse schützende Wirkung gegen Allergien zu bieten.

Dazu kommen Faktoren, die selbst keine Allergene sind, aber mit einer höheren Allergie-Wahrscheinlichkeit verbunden sind. Dazu zählt u.a. Rauchen der Mutter in der Schwangerschaft sowie Innenraumfaktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit, Lüftungs- und Reinigungsverhalten.