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Atemwegserkrankungen im Kindes- und Jugendalter

MedPort - Thema des Monats - Deutscher Lungentag - Atemwegserkrankungen im Kindes- und Jugendalter
 
  
 
 

Krankheiten der Atemwege zählen zu den häufigsten Erkrankungen des Kindesalters. Ursachen sind in erster Linie Infekte. An zweiter Stelle stehen allergischer Schnupfen und allergisches Asthma bronchiale des Kindes. Die Aspiration (Verschlucken von Fremdkörpern mit einer Verlegung der Atemwege) kommt vor allem im Kleinkindesalter vor.

Besonderheiten der kindlichen Lunge

Bei Kindern ist der absolute Durchmesser der Bronchien vergleichsweise klein. Der Atemwegswiderstand ist dementsprechend hoch und erreicht erst im späten Schulkindesalter Erwachsenenwerte. Aufgrund der besonderen Atemwegsgeometrie im Kindesalter reagieren die Atemwegsschleimhäute früher auf unterschiedliche Reize wie z. B. pharmakodynamische Substanzen (Histamin, Metacholin, etc.) oder Kaltluftinhalation und täuschen deshalb eine gesteigerte Reagibilität vor. Der geringere Gesamtquerschnitt der Atemwege hat auch zur Folge, dass etwa im Rahmen von Infekten die Folgen von Atemwegsverengungen eher auftreten als bei Erwachsenen.

Das Immunsystem in Kindesalter unterliegt einem Reifungsprozess. Gehäufte Infekte im Kindesalter sind somit, wenn sie nicht eine gewisse Häufigkeit und Schwere überschreiten, "normal" und lediglich Ausdruck dafür, dass sich das Immunsystem zum Erwerb einer Immunität mit den Keimen auseinandersetzen muss (Immuntraining).

 

Banale Atemwegsinfekte

Kleinkinder erkranken etwa 6 – 8 mal, ein 9jähriges Kind etwa 3 – 4 mal und ein 12jähriges Kind etwa 1 – 2 mal im Jahr an einem Infekt der Atemwege. Meistens sind Viren dafür verantwortlich. Anfängliches Fieber mit Schnupfen kann nach wenigen Tagen von Husten, Heiserkeit, Giemen und Brummen begleitet werden. Bei der Behandlung senkt man das Fieber und hält die Nasenatmung frei.

 

Obstruktive Bronchitis

Die obstruktive Bronchitis ist eine entzündliche Erkrankung der Schleimhäute der Bronchien mit teilweise erheblicher Schleimhautschwellung, starker Sekretproduktion und Spasmus (Verkrampfung) der glatten Bronchialmuskulatur, woraus ene ausgeprägte Verengung der Atemwege resultiert. Je kleiner die Kinder, je enger sind auch die Bronchien mit der Folge, dass bei einer Entzündung sich die Atemwegsverengung stärker auswirkt als bei ausgewachsenen Jugendlichen und Erwachsenen. Da der Verengung der Bronchien immer eine Entzündung der Atemwegsschleimhaut zugrunde liegt, sollten immer bronchialerweiternde mit antientzündlichen Medikamenten kombiniert werden.

 

Asthma

Die Wahrscheinlichkeit nimmt beim Vorliegen einer Atopie (Neigung zur Allergie) in der Familie oder wenn der Betroffene bereits an einer anderen Allergie wie z. B. an einem atopischen Ekzem leidet, deutlich zu.

Ursächlich spielen Allergien bei der Entstehung des Asthma bronchiale eine große Rolle. Die wichtigsten Allergene sind Pollen (Frühblüher, Gräser), Hausstaubmilben und Tierhaare. Auch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit kann bei Kindern häufiger ursächlich für ein Asthma bronchiale verantwortlich sein als im Erwachsenenalter. Mindestens 20% der Säuglinge, die wiederholt obstruktive Bronchitiden haben, entwickeln später Asthma. Die Wahrscheinlichkeit nimmt bei Atopie (Neigung zur Allergie) zu. Die Asthmahäufigkeit bei Kindern wird auf 5 – 10 Prozent geschätzt.

Charakteristisch für das Asthma bronchiale ist die Überempfindlichkeit des Bronchialsystems auf dem Boden einer chronischen Entzündung, mit der Folge, dass die Atemwege auf unterschiedliche Reize wie Kaltluftinhalation, Infekte, Allergene und verstärkte Atmung nach körperlicher Anstrengung überschießend mit einer Atemwegsverengung reagieren.

Diagnose

Zur Diagnose gehören:

  • Anamnese (Erfragung der Krankengeschichte),
  • körperliche Untersuchung,
  • Allergiediagnostik,
  • Lungenfunktionsdiagnostik.

Bei Säuglingen und jungen Kleinkindern ist die Frage, ob eine Atemwegsobstruktion auf Asthma zurückzuführen ist oft nur schwer zu beantworten.

Therapie

Zur Behandlung von Asthma im Kindes- und Jugendalter stehen die gleichen Medikamente wie für Erwachsene zur Verfügung (s. dort). Die Therapie richtet sich nach der Empfehlungen der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie und der Atemwegsliga.

Die meisten Asthmamedikamente werden inhaliert. Zur Inhalation stehen verschiedene Systeme wie Dosieraerosole, Pulverinhalatoren und Vernebler zur Verfügung. Andere Asthmamedikamente liegen in Tablettenorm oder als Trinkampullen vor.

Wichtig für den Therapieerfolg sind Aufklärung und Einbeziehung der Patienten selbst sowie der Eltern bzw. der Familie. Neben den klinischen Symptomen wie Verschlechterung bei bzw. nach körperlicher Anstrengung, draußen etc. ist es mit einem einfachen Messgerät, dem Peak-flow-Meter, möglich, sich ein Bild über den Zustand des Asthma bronchiale zu machen und bei einer Verschlechterung der Peak-flow-Meter-Werte im Zusammenhang mit den klinischen Symptomen frühzeitiger geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

 

Krupp-Syndrom

Unter dem Begriff Krupp-Syndrom versteht man ein Krankheitsbild, das verursacht wird durch Verengung des Atemwegslumen im Kehlkopfbereich. Es kommt zur Entwicklung einer heiseren Stimme, zu bellendem Husten und bei fortgeschrittenem Stadium zu Geräuschen während der Einatmung. Von der Krupp-Krankheit werden vor allem Kleinkinder betroffen. Differentialdiagnostisch ist an eine Fremdkörperaspiration zu denken, die aber im Gegensatz zum Krupp-Syndrom vorwiegend tags auftritt.

 

Mukoviszidose

Mukoviszidose ist eine Erbkrankheit, bei der der Chlorid-Transport aus der Zelle gestört ist. Als Folge dieser Störung strömt Natrium in die Zelle. Dabei wird dem Oberflächensekret Wasser entzogen, was zur Eindickung des Schleims führt. Betroffen sind alle Oberflächenzellen des Bronchialsystems und anderer Organe.

Typische Symptome sind chronischer Husten, wiederkehrende Infektionen und asthmatische Beschwerden. Mit 1 auf 2000 – 3000 Geburten ist Mukoviszidose die häufigste angeborene Stoffwechselerkrankung.

Therapie

Zum Einsatz kommen neben physiotherapeutischen Maßnahmen zur Ableitung des zähflüssigen Sekrets bronchialerweiternde Medikamente und bei Infektionen Antibiotika. Die Lebenserwartung der Kranken konnte in den letzten Jahren erheblich verlängert werden.

Quelle: Deutscher Lungentag


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