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Jodmangel in Deutschland: Bessere Versorgung, aber noch keine Entwarnung

MedPort - Thema des Monats - Jodmangel - Jodmangel in Deutschland: Bessere Versorgung, aber noch keine Entwarnung
 
  
 
 

Arbeitskreis Jodmangel zieht kritische Bilanz - Vorschriften für Jodsalz müssen EU-weit vereinheitlicht werden

Repräsentanten von 70 Ländern, darunter auch der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker, unterzeichneten 1990 in New York eine Resolution, in der als Ziel festgeschrieben wurde, den Jodmangel bis zum Jahr 2000 zu beseitigen. Zehn Jahre später zieht der Arbeitskreis Jodmangel eine kritische Bilanz: Anders als Frankreich, die Niederlande und die Slowakei hat Deutschland das Ziel nicht erreicht. Zwar hat sich die Jodversorgung deutlich verbessert, doch fehlen immer noch 60-80 µg Jod pro Tag und Person, das ist etwa ein Drittel der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Zufuhrmenge von 180 bis 200 Mikrogramm täglich. In Deutschland müssen als Folge des Jodmangels immer noch ca. 100.000 Schilddrüsenoperationen jährlich durchgeführt werden. Die Kosten für Diagnose und Therapie betragen pro Jahr etwa zwei Milliarden DM. Prof. Dr. Dr. Peter C. Scriba forderte deshalb als Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel anlässlich einer Presse-konferenz in München, Jodsalz in noch mehr Fertig-lebensmitteln und in der gesamten Gastronomie zu verwenden und vor allem Schwangere und Stillende als Risikogruppen besser mit Jod zu versorgen.

Die Aufklärungsarbeit zur Beseitigung des Jodmangels hat vor allem im letzten Jahrzehnt zu einer erfreulichen Verbesserung der Jodversorgung geführt. Nahm vor 1989 jeder Deutsche durchschnittlich nur etwa 40-70 Mikrogramm Jod täglich zu sich, lag 1996 die Jodaufnahme bereits bei 120 Mikrogramm pro Tag. Schwere Joddefizite gehören damit der Vergangenheit an. Trotzdem haben immer noch 30 bis 60 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland eine vergrößerte Schilddrüse. Diese verursacht nicht nur Schluck- und Atembeschwerden, sondern auch Funktionsstörungen im Körper und kann Leistungsfähigkeit und Gesundheit erheblich beeinträchtigen.

Besonders risikoreich ist Jodmangel in der Schwanger-schaft und Stillzeit: Ein Anstieg der Fehlgeburten kann hier ebenso die Folge sein wie eine Beeinträchtigung des Wachstums, der geistigen Entwicklung und der Intelligenz des Kindes. Bei Jugendlichen können Störungen der Lern-, Merk- und Konzentrationsfähigkeit sowie ein erhöhtes Arterio-sklerose-Risiko die Folge von länger anhaltendem Jodmangel sein.

Jodiertes Speisesalz, das die Weltgesundheits-organisation (WHO) als sinnvollste Methode zur Behebung von Jodmangel empfiehlt, wird heute in allen EU-Ländern verwendet. Auch etwa 80 Prozent der deutschen Privathaushalte machen von dieser Möglichkeit Gebrauch. Von den Bäckern und Fleischern verwenden bundesweit etwa zwei Drittel Jodsalz für ihre Erzeugnisse. Bei Fertig-Nahrungsmitteln beträgt der Anteil jedoch erst ca. 35 statt der angestrebten 70 Prozent. Grund dafür ist vor allem die unterschiedliche Rechtslage für Jodsalz in verschiedenen ändern. So sind in den einzelnen Staaten unterschiedliche Jodverbindungen (Jodid oder Jodat) zugelassen, auch der zulässige Verwendungszweck und die Höchst-mengen sind ungleich geregelt.

Eine der Hauptforderungen des Arbeitskreises Jodmangel ist deshalb, einheitliche Verordnungen auf EU-Ebene zu schaffen, um mit Jodsalz hergestellte Lebensmittel uneingeschränkt handelsfähig zu machen. Damit wären die Voraussetzungen geschaffen, dass die Lebensmittelindustrie auf breiterer Ebene Jodsalz verwenden könnte und der angestrebte Jodsalzanteil von 70 Prozent erreicht würde. Wichtige Schritte dazu seien, sowohl Jodid- als auch Jodatverbindungen zuzulassen und flexible Höchstmengen (20-40 Milligramm pro Kilo Speisesalz) festzulegen. Darüber hinaus fordern die Experten, in der Gemeinschaftsverpflegung und der gesamten Gastronomie - vor allem bei Fast Food - herkömmliches Speisesalz durch Jodsalz zu ersetzen.

Um den erhöhten Jodbedarf von Schwangeren und Stillenden - und damit auch ihrer Kinder - zu decken, empfiehlt der Arbeitskreis Jodmangel, weitergehende Voraussetzungen im Rahmen der Schwangeren-betreuung zu schaffen, die eine bessere Versorgung von Schwangeren und Stillenden mit Jodtabletten ermöglichen. Darüber hinaus müssten Schwangere und Stillende durch Ärzte, Hebammen und Apotheker intensiver über die Möglichkeiten der Jodversorgung beraten werden. Die Bereitschaft, auch auf eigene Kosten Jodtabletten einzunehmen, müsse geweckt werden. Der Arbeitskreis Jodmangel appellierte an das Bundesministerium für Gesundheit, alle fünf Jahre eine bundesweite Erhebung zum Stand der Jodversorgung durchzuführen. Nach dem ersten Jod-Monitoring von 1996 müsse deshalb die nächste Untersuchung im Jahre 2001 stattfinden.

Weitere Informationen können Sie anfordern beim: Arbeitskreis Jodmangel, Postfach 1541, 64505 Groß-Gerau, Telefon: 06152-40021, Fax: 06152-81788, E-Mail: info@praxis-press.de,
Internet: www.jodmangel.de