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Deutschland nach wie vor Jodmangelgebiet

MedPort - Thema des Monats - Jodmangel - Deutschland nach wie vor Jodmangelgebiet
 
  
 
 

Prophylaxebemühungen dürfen trotz erster Erfolge nicht erlahmen

Die Verpflichtungserklärung von Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker gegenüber der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beim Weltkindergipfel 1990 in New York, den Jodmangel in Deutschland bis zum Jahr 2000 zu beseitigen, konnte nicht eingelöst werden. "Das Ziel wurde leider nicht erreicht, doch wir sind auf dem richtigen Weg", so Professor Dr. Dr. h. c. Peter C. Scriba, der Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel in einem aktuellen Jod-Report der um eine Beseitigung des Jodmangels bemühten Organisation. Vielfältige Initiativen und Bemühungen von Lebensmittelherstellern, von Großküchen und Gastronomie haben im Verbund mit sachlicher und kontinuierlicher Informationsarbeit im Bereich des Gesundheitswesens, der Ernährungsberatung und in den Medien zu einer spürbaren Verbesserung der Jodversorgung in Deutschland geführt. Maßgeblich waren daran vor allem der Arbeitskreis Jodmangel, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung beteiligt.

Schwere und schwerste Jodmangelzustände gehören heute der Vergangenheit an. Die Häufigkeit vergrößerter Schilddrüsen - insbesondere bei Kindern - ist rückläufig. Der Einsatz von Jodsalz im Privathaushalt und in fast allen Bereichen der Lebensmittelverarbeitung und des Speisenangebots hat sich somit - wie in vielen anderen Ländern - auch bei uns als wirksames Instrument der Jodmangelprophylaxe erwiesen.

Dennoch kann noch keine Entwarnung gegeben werden, denn trotz der Erfolge ist Deutschland weiterhin ein Jodmangelgebiet, warnt Scriba. Das durchschnittliche Joddefizit bei Jugendlichen und Erwachsenen beträgt derzeit noch etwa ein Drittel der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Zufuhrmenge von 180 - 200 µg Jod pro Tag. Damit herrscht in Deutschland nach WHO-Kriterien ein Jodmangel Grad I. Ein noch gravierenderes Joddefizit ist zumeist bei schwangeren und stillenden Frauen und bei Neugeborenen anzutreffen, aber auch Jugendliche und junge Erwachsene im "Fast-Food-Alter" gehören zu den Problemgruppen, so der Arbeitskreis Jodmangel in seinem aktuellen Jod-Report.

Die Bemühungen, den Jodmangel endgültig zu überwinden, dürfen deshalb nicht erlahmen. Der Arbeitskreis Jodmangel startet daher eine neue Initiative, die sich gezielt an Betriebe der Lebensmittelherstellung und der Gemeinschaftsverpflegung wendet. Da mehr als 80 Prozent des täglich konsumierten Speisesalzes durch gewerblich oder industriell hergestellte Lebensmittel aufgenommen werden und der Trend zur Außer-Haus-Verpflegung weiter zunimmt, können nur von einem breiteren Einsatz von Jodsalz in allen Bereichen der Lebensmittelverarbeitung und des Speisenangebots die entscheidenden Impulse ausgehen. Der Arbeitskreis Jodmangel appelliert deshalb an Lebensmittelindustrie, Lebensmittelgewerbe und Gastronomie, an Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung sowie an Fast-Food-Anbieter, in noch stärkerem Maße Jodsalz zu verwenden bzw. gezielt vorgefertigte Produkte zuzukaufen, die mit Jodsalz hergestellt wurden.

Im Lebensmittelhandwerk (Bäcker, Fleischer) zähln zwar 60 - 85 Prozent der Betriebe und damit etwa doppelt so viele wie in der Lebensmittelindustrie zu den Verwendern von Jodsalz, doch auch hier ist das "Potential" noch nicht ausgeschöpft. Optimal wäre eine flächendeckende Verwendung von Jodsalz in allen Betrieben und eine konsequente Ausweitung auf das komplette Produktsortiment.

Durch gemeinsames, aktives und verantwortungsbewusstes Handeln sollte es möglich sein, dass nicht weitere zehn Jahre verstreichen, um den Jodmangel in Deutschland erfolgreich zu bekämpfen. Denn noch müssen sich in Deutschland jährlich etwa 90.000 Menschen einer Schilddrüsenoperation unterziehen. Darüber hinaus leiden Millionen Menschen an folgenschweren Schilddrüsenerkrankungen und Funktionsstörungen. Die Kosten, die dadurch für das Gesundheitswesen anfallen, belaufen sich jährlich auf etwa zwei Milliarden Mark. "Viel menschliches Leid und hohe Krankheitskosten, die bei einer ausreichenden Jodversorgung nahezu entfallen würden", so Professor Scriba.

Weitere Informationen zur aktuellen Jodmangelsituation enthält der aktuelle Jod-Report, der kostenlos zu beziehen ist beim:
Arbeitskreis Jodmangel, Postfach 1541, 64505 Groß-Gerau, Telefon: 06152-40021, Fax: 06152-81788, E-Mail: info@praxis-press.de.

Weitere Informationen können Sie anfordern beim: Arbeitskreis Jodmangel, Postfach 1541, 64505 Groß-Gerau, Telefon: 06152-40021, Fax: 06152-81788, E-Mail: info@praxis-press.de,
Internet: www.jodmangel.de