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Die Chancen nach den verpassten Chancen

MedPort - Thema des Monats - Arteriosklerose - Die Chancen nach den verpassten Chancen
 
  
 
 

Neue Möglichkeiten der Sekundärprävention

Klaus Parhofer, München

Eine Reihe von überzeugenden Studien konnte im Verlauf der vergangenen Jahre klar belegen, dass cholesterinsenkende Medikamente das Arteriosklerose-Risiko wirksam verringern können. Besonders effektiv ist der Einsatz der sogenannten Statine in der Sekundärprävention, also nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Aufgrund eines hohen Absolutrisikos müssen nur wenige dieser Patienten behandelt werden, um ein erneutes Arteriosklerose-Ereignis durch die lipidsenkende Therapie zu verhindern. In der Sekundärprävention beträgt die durchschnittliche Reduktion des relativen Risikos 25 bis 40 Prozent.

Die Studien haben aber auch einige neue Fragen aufgeworfen, wie etwa die nach dem Ausmaß der notwendigen LDL-Cholesterinsenkung. Untersuchungen wie die "Nach-Bypass-Studie" (Post-CABG) konnten zeigen, dass ein LDL-Cholesterinwert unter 100 mg/dl gegenüber einem LDL-Cholesterinwert um 130 mg/dl einen deutlichen Vorteil erbringt. Neue Daten konnten sogar belegen, dass dieser Vorteil für die Patienten auch noch drei Jahre nach Studienende nachvollziehbar ist.

Die Hauptwirkung der cholesterinsenkenden Medikamente liegt in der Stabilisierung der arteriosklerotischen Ablagerungen - den so genannten Plaques - und einer allgemeinen Verbesserung der Endothelfunktion. Dies scheint wichtiger zu sein, als eine erst im späteren Verlauf der Therapie auftretende Erweiterung des Gefäßdurchmessers durch eine Verkleinerung der Plaques. Ein klarer Beleg hierfür ist die Tatsache, dass eine aggressive lipidsenkende Behandlung sehr schnell zu besseren Ergebnissen führt als die Aufdehnung der betroffenen Gefäße per Ballonkatheter (PTCA). In diesem Zusammenhang müssen auch brandneue, noch nicht publizierte Studienergebnisse zum ganz frühen Einsatz von Lipidsenkern bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom gesehen werden. So lässt sich das Risiko für das erneute Auftreten einer Herzschwäche durch den Einsatz cholesterinsenkender Medikamente schon nach vier Behandlungstagen um 26 Prozent verringern.

Angesichts dieser sehr überzeugenden Daten überrascht es, dass weniger als 40 Prozent der Herzinfarktpatienten bei ihrer Entlassung ein Lipidsenker verordnet wird, wobei Frauen noch schlechter abschneiden als Männer. Ein Grund könnte in den teilweise erheblichen Kosten der Lipidtherapie liegen. So schlägt eine Statinbehandlung in der üblichen Dosierung mit etwa 6.500 bis 10.900 DM pro Jahr und Patient zu Buche.

Angesichts dieser offensichtlichen Schwierigkeiten, eine medikamentöse Therapieempfehlung in die Praxis umzusetzen, könnte die Einnahme einer Phytosterin-angereicherten Margarine hilfreich sein. Durch einen regelmäßigen Verzehr lässt sich eine LDL-Cholesterinsenkung um bis zu 15 Prozent erzielen. Das Wirkprinzip des Streichfetts ist dabei komplementär zu dem der cholesterinsenkenden Medikamente. Auf Grund aktueller Daten ist davon auszugehen, dass sich die benötigte Statindosis durch die Kombination beider Produkte bei vielen Patienten evtl. verringern ließe.

Zusammenfassend liegen die "Chancen - nach den verpassten Chancen" im Ausschalten aller Risikofaktoren und in einer konsequenten Umsetzung der medikamentösen Empfehlungen, wobei insbesondere ein möglichst niedriger LDL-Cholesterinwert angestrebt werden sollte. Eine diesbezügliche Therapie sollte möglichst früh begonnen werden. Eine Kombinationstherapie aus Statinen und Phytosterin-angereichertem Streichfett könnte dabei medizinische und ökonomische Vorteile bieten.

Priv. Doz. Dr. med. Klaus Parhofer
Medizinische Klinik und Poliklinik II, Großhadern
Marchioninistr. 15
81377 Münftung zur Prävention der Arteriosklerose
Organisationsbüro
Bodelschwinghstraße 17
22337 Hamburg