|
|
|
|
|
| |
|
Risikofahndung in Deutschland
Ulrich Keil, Münster
In der Region Augsburg könnten 65 Prozent aller Fälle an koronarer Herzkrankheit verhindert werden, so ein Ergebnis der MONICA Kohortenstudie. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde vor allem der Einfluss von drei Faktoren auf das koronare Risiko genauer analysiert: Cholesterinspiegel, Blutdruck und Rauchen. Dieses für die Region Augsburg ermittelte so genannte attributable Risiko von 65 Prozent stimmt sehr gut mit dem im amerikanischen Pooling-Projekt schon vor 20 Jahren berechneten Risiko von 62 Prozent überein.
Aus der Nurses' Health-Studie an über 84.000 amerikanischen Krankenschwestern geht hervor, dass diejenigen Frauen mit dem niedrigsten Risiko-Messwert für Ernährung, körperliche Aktivität, Nichtrauchen, Körpergewicht (BMI < 25) und leichtem bis mäßigem Alkoholkonsum ein um 83 Prozent erniedrigtes Risiko für die koronare Herzkrankheit aufweisen. Das entsprechende attributable Risiko liegt bei 82 Prozent. Das heißt, dass bei diesen Frauen im Beobachtungszeitraum 1980-94 82 Prozent aller Herzinfarktfälle hätten vermieden werden können, wenn alle das Risikoprofil der "besten" Gruppe erreicht hätten.
Aus den epidemiologischen Daten des MONICA Projektes Augsburg geht seit fast zwei Jahrzehnten hervor, dass die klassischen Risikofaktoren Hypercholesterinämie, Bluthochdruck, Übergewicht und Rauchen sehr häufig in der Bevölkerung vorkommen. So liegt der mittlere Gesamtcholesterinwert bei Männern weiterhin bei 233 mg/dl, was für einen Mittelwert sehr hoch ist. Bei den vier Risikofaktoren sehen wir nur beim Rauchen eine Veränderung, nämlich eine Abnahme bei Männern und eine Zunahme bei Frauen im Zeitraum von Mitte der 80er bis Mitte der 90er Jahre.
Auch in der sekundären Prävention gibt es noch viel zu tun, wie das EUROASPIRE-Projekt erst kürzlich wieder gezeigt hat. In dieser Studie mit Zentren in 15 verschiedenen europäischen Ländern "schießt Deutschland beim nicht richtig eingestellten Blutdruck den Vogel ab". Über 63 Prozent der Patienten mit koronarer Herzerkrankung weisen Blutdruckwerte über 140/90 mmHg auf.
Fazit: Auf den Gebieten der primären und sekundären Prävention der koronaren Herzkrankheit ist in Deutschland viel zu gewinnen, aber auch sehr viel zu tun. Eine bessere Prävention der Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland würde sich auch nachhaltig positiv auf die Lebenserwartung in unserem Lande auswirken.
Prof. Dr. med. Ulrich Keil
Wilhelms-Universität Münster
Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin
Domagkstraße 3
D-48149 Münster
Stiftung zur Prävention der Arteriosklerose
Organisationsbüro
Bodelschwinghstraße 17
22337 Hamburg
| |
|