Risikosenkung durch modernen Lebnswandel?
Neue Möglichkeiten der Primärprävention
Elisabeth Steinhagen-Thiessen, Berlin
Zur Behandlung von Risikofaktoren wie zum Beispiel erhöhten Cholesterinwerten gehören eine Ernährungsumstellung, oft auch eine Änderung des Lebensstils und häufig die medikamentöse Intervention, wenn die Zielwerte nicht durch die vorgestellten Maßnahmen erreicht wurden. Schon durch einen gesunden Lebensstil, ließen sich 1/3 der kardiovaskulären Ereignisse vermeiden, so die deutliche Botschaft auf der internationalen Tagung der amerikanischen Herzgesellschaft im vergangenen Jahr. Doch was bedeutet das für den Einzelnen? Wo liegen die Chancen, wo die Hauptrisiken unseres modernen "Lifestyles"?
Eine zentrale Rolle für das Entstehen kardiovaskulärer Erkrankungen spielt die Ernährung. Fastfood und Fertiggerichte sind geradezu ein Synonym für unsere schnelllebige Zeit geworden. Aktuellen Studien zufolge bereiten sich 3/4 aller Deutschen heute keine warme Mahlzeit mehr selbst zu. Über 70 Prozent aller Bundesbürger haben zu hohe Cholesterinwerte und jeder Zweite ist zu dick. Zwei Faktoren, die häufig weitere Herz-Kreislauf-Risiken wie Diabetes mellitus und Bluthochdruck nach sich ziehen.

Der entscheidende Faktor für das koronare Risiko ist dabei zweifellos der Cholesterinspiegel. Dies haben zahlreiche klinische Studien immer wieder eindrucksvoll bestätigt. Durch die Senkung der Konzentration der Cholesterinwerte um 10 Prozent lässt sich das Risiko für einen Herzinfarkt um 20-25 Prozent verringern.
Dreh- und Angelpunkt für die Höhe des Cholesterinspiegels ist der Fettverzehr. Heute steht fest, dass gesättigte Fettsäuren aus vorwiegend tierischen Erzeugnissen (z.B. in Fastfood ebenso wie in fettreichen Wurst- und Käsesorten) den Plasmacholesterinspiegel erhöhen, während ungesättigte Fettsäuren aus hochwertigen Pflanzenfetten (Diätmargarine und -öl) die Werte klar reduzieren. Den besten Schutz für Herz und Kreislauf bietet eine cholesterinbewusste, hochwertige Pflanzenkost mit reichlich Vitaminen und Ballaststoffen. Angesichts der aktuellen BSE-Diskussion eine Empfehlung, deren Umsetzung in die Praxis sich gleich mehrfach auszahlen dürfte.
Eine neue und äußerst effektive Möglichkeit bietet in diesem Zusammenhang eine neuartige, mit Pflanzensterinen angereicherte Margarine. Pflanzensterine sind in der Lage, aktiv den Cholesterinspiegel zu senken. Der ohnehin schon günstige Effekt der in der Margarine reichlich enthaltenen ungesättigten Fettsäuren wird dadurch noch deutlich gesteigert. Bei regelmäßigem Verzehr als Teil einer gesunden Ernährung lässt sich der LDL-Cholesterinspiegel im Blut um 10 bis 15 Prozent reduzieren. Da die Deutschen Brotesser sind und reichlich Brotaufstrich verwenden, bieten solche neuen Streichfette eine wunderbare Chance, die Cholesterinwerte quasi "nebenbei" zu senken.
Selbstverständlich beeinflussen neben dem Cholesterinspiegel und der Ernährung noch weitere Lebensstil-Faktoren das koronare Risiko. Allen voran ist hier der chronische Bewegungsmangel zu nennen. Für Viele beschränkt sich die tägliche körperliche Aktivität auf einen kurzen Gang zum Auto und wenn es hoch kommt noch auf ein paar Treppen im Büro. Eine riskante Bequemlichkeit. Zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahre haben klar gezeigt, dass das Infarktrisiko um so höher ist je weniger der Mensch körperlich aktiv ist. So können bereits 30 Minuten leichtes Spazierengehen pro Tag zu einer nachhaltigen Reduktion des KHK-Risikos führen. Der Goldstandard heißt hier klar: Steter Tropfen höhlt den Stein. Wer regelmäßig seine Ausdauer trainiert profitiert deutlich.
Fazit: Einerseits hält unser moderner Lebensstil einige "Her-Kreislauf-Fallen" bereit. Andererseits bieten neue Erkenntnisse und speziell entwickelte Produkte jedoch heute eine enorme Chance, eben diesen Risiken wirksam zu begegnen. Das Problem liegt leider nach wie vor eher auf Seiten der Aufklärung. Nur wenn die Bevölkerung auch tatsächlich weiß, wo welche Risiken für Herz und Kreislauf lauern und wie sie sich aushebeln lassen, werden wir die Todesursache Nummer Eins tatsächlich in den Griff bekommen können.
Prof. Dr. med. Elisabeth Steinhagen-Thiessen
Fettstoffwechsel-Ambulanz Charité
Ernährungsmedizin und Plasmapherese
Humboldt-Universität
Augustenburger Platz 1
13553 Berlin
Stiftung zur Prävention der Arteriosklerose
Organisationsbüro
Bodelschwinghstraße 17
22337 Hamburg
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