Interview mit Dr.med. Andreas
Hellmann, Vorsitzender
des Bundesverbandes der Pneumologen:
Yupik:
Welchen Stellenwert
nehmen umweltbedingte Erkrankungen im Praxisalltag eines Lungenarzt ein?
Dr. Hellmann:
Das ist eine schwierige
Frage. Zuerst müsste der Begriff "Umwelt" genau definiert werden.
Wenn man mit Umwelt das gesamte Umfeld meint, indem sich ein Mensch bewegt,
also Büros, Arbeitsplätze, Wohnräume und auch das städtische
Umfeld einbezieht, dann ist anzunehmen, dass fast alle Atemwegserkrankungen
mittelbar damit zu tun haben."
Yupik:
Sind es die industriellen
Abgase, die schaden?
Dr. Hellmann:
Ich möchte nichts
schönreden, aber die industrielle Schadstoffbelastung ist zumindest in
Deutschland zurückgegangen! Wenn ein Umweltproblem aktuell diskutiert werden
sollte, dann ist es der motorisierte Verkehr und hier insebsondere der LKW-Verkehr,
der nachweislich krank macht.
Yupik:
Also: Güterverkehr
auf die Schiene und Schluss mit Atemwegsproblemen?
Dr. Hellmann:
Grundsätzlich
gefällt mir die monothematische Angehensweise beim gesamten Thema "Umweltbelastung
und Gesundheit" gar
nicht. Seit zwanzig Jahren befasse ich mich hiermit und immer wieder erlebt
man die Vereinfachung des Problems. Die
Sache ist sehr komplex und nur im Zusammenhang zu verstehen. Die Schadstoffbelastung
der Luft hat etwas mit Asthma zu tun. Aber nicht immer. Allergien können
durch die Umweltbelastung gefördert werden müssen aber nicht. Es
können auch ganz einfach nur Hausstaubmilben oder Katzenhaare sein, die
das Patientenleben zur Hölle machen. In der letzen Zeit mehren sich die
Hinweise, das Gifte, die im Wohnumfeld durch Bakterien und Mikroorganismen entstehen,
an der Zunahme der Allergien in der Bevölkerung sind. Es gibt aber noch
viel zu erforschen, trotzdem sollte man nun handeln.
Yupik:
Was muss die Politik
für unsere Gesundheit leisten?
Dr. Hellmann:
Die beste "Politik"
ist eine Sensibilität für den eigenen Körper zu entwickeln. Konkret:
Wer raucht, sollte sich nicht über den Autoverkehr als Lungenbelastung
beschweren, sondern erst einmal seine Sucht in den Griff bekommen. Wer nicht
raucht, kann z.B. sein Wohnumgebung untersuchen und prüfen, ob er von atemwegsbelastenden
Stoffe umgeben ist. Trotzdem hat die Politik Nachholbedarf insbesondere beim
motorisierten Verkehr.
Yupik:
Asbestverseuchte
Heizkörper gibts doch kaum noch in Deutschland. Was schadet den Atemwegen
sonst noch?
Dr. Hellmann (lacht):
Vieles! Lösungsmittel
in Lacken und Klebern, Schimmelpilze in Zimmerpflanzen, Haustiere, offene Kamine,
Gaskocher und natürlich Zigarettenrauch. Die Liste lässt sich fortsetzen...
Die Umwelt beginnt
im Wohnzimmer und nicht auf erst auf der Strasse oder im Stau.
Yupik:
Macht der Einsatz
für den Umweltschutz also keinen wirklichen Sinn für die Lunge?
Dr. Hellmann:
Doch, doch. Ich will
nur sagen, dass wir nicht warten sollten bis die internationale Politik für
uns sorgt. 14,5 Millionen Allergiker und sechs Millionen Asthmatiker können
nicht warten. Jeder
kann etwas in seinem Umfeld tun. So sollte jeder Bürger beim leichtesten
Anzeichen einer Allergie, die oft mit einer banalen Grippe verwechselt wird,
zum Lkann verhindert werden, setzt aber
eine gewisse ich nenne das Proaktivität der Menschen voraus: Sie müssen
für sich aktiv werden und dürfen auf keinen Fall zu lange warten.
Viele unserer Patienten, die rechtzeitig zu uns kommen, wundern sich darüber,
was die Medizin schmerzfrei und schnell- leisten kann. Man muss sich eben nur
in Bewegung setzen... Am
besten aber zu Fuß und mit öffentlichem Verkehr.
Sollten Sie weitere Fragen
an Dr. Hellmann haben, rufen Sie einfach bei uns an: 0221 130 560 60
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