Medport Logo

Rauchen ist größter Risikofaktor für Pneumokokken-Erkrankungen

MedPort - Fachbereiche - Infektiologie - Rauchen ist größter Risikofaktor für Pneumokokken-Erkrankungen
 
  
 
 

Rauchen ist größter Risikofaktor für Pneumokokken-Erkrankungen

(Blauer Dunst) Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) zählen unter anderem zu den Verursachern von Lungenentzündung, Hirnhautentzündung sowie von Entzündungen des Bauchfells, der Nasennebenhöhlen und des Mittelohrs. Von Pneumokokken verursachte Krankheiten finden sich bei Rauchern vier Mal so häufig wie bei Nichtrauchern (The New England Journal of Medicine, Vol. 342, 2000, Seiten 681 - 689). In einer Fallkontroll-Studie in Atlanta, Baltimore und Toronto belegten die Forscher um J. Pekka Nuorti auch ein 2,5 mal höheres Risiko für Menschen, die entweder am Arbeitsplatz oder durch den Partner Passiv-rauch ausgesetzt waren. Die Risikofaktoren für eine Pneumokokken-Erkrankung - bezogen auf die Bevölkerung - liegen danach bei Rauchern bei 51%, bei Passivrauchern bei 17% und bei chronisch Kranken bei 14%. Besonders gefährdet seien nach dieser amerikanischen Studie auch Menschen mit niedriger Bildung, Farbige und Personen, die mit Kindern unter 6 Jahren zusammenleben, welche in einer Tagespflegeeinrichtung untergebracht sind. Männer erkranken häufiger als Frauen, so die Wissenschaftler. Die Untersuchung zeigt, dass das Risiko mit der Zahl der gerauchten Zigaretten und der Dauer des Rauchens ansteigt. Bei ehemaligen Rauchern sinkt das Risiko mit jedem Jahr nach dem Aufhören um 14%. Nach rund 13 Jahren erreicht es etwa das gleiche Niveau wie bei Nichtrauchern.

Weshalb Tabakrauch das Risiko für eine Pneumokokken-Erkrankung erhöht, ist bislang weitgehend unbekannt. Die Forscher vermuten aber verschiedene Ursachen: Zum einen verschlechtert Rauchen die Selbstreinigungsfunktion durch Flimmer-Härchen in den Atemwegen. Gleichzeitig wird das Anhaften von Bakterien erhöht. Zum anderen reißt die oberste Zellschicht (Epithel) der Atemwege durch Tabakrauch, wodurch die Erreger leichter eindringen können. In manchen Studien hatten Raucher obendrein ein um 10 bis 20 % niedrigeres Niveau von dem für das Immunsystem wichtigen Immunglobulin im Blut.

John V.L. Sheffield und Richard K. Root vom Harborview Medical Center, Seattle, nehmen die Ergebnisse dieser Studie zum Anlass – neben verstärkten Anstrengungen, Raucher zum Aufhören zu bewegen – die Ausweitung von Impfprogrammen gegen Pneumokokken-Erkrankungen für Raucher und stärker belastete Passivraucher vorzuschlagen (The New England Journal of Medicine, Vol 342, 2000, Seiten 732 - 734).