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Das
Immunsystem hat die Aufgabe, den menschlichen Körper vor Krankheitserregern
zu schützen. Ein kompliziertes Regelwerk steuert unspezifische und spezifische
Abwehrmechanismen gegen Eindringlinge und fremde Eiweißmoleküle und arbeitet
rund um die Uhr für unsere Gesundheit. Nur ein ständig aktives Immunsystem kann
den Körper gegen die vielfältigen Angriffe verteidigen, denen er Tag für Tag
ausgesetzt ist. Doch nicht immer ist das Immunsystem so leistungsfähig, wie
es sein sollte. Die Gründe für eine verminderte Immunantwort sind zahlreich,
angeborene oder primäre Immunschwächen kommen ebenso vor wie erworbene, und
in vielen Fällen ist die Beeinträchtigung der Abwehrkräfte zeitlich begrenzt.
Die sekundäre, das bedeutet, die nicht angeborene, sondern erst später auftretende
Immunschwäche kann die unterschiedlichsten Ursachen haben. Eine fehlerhafte
Ernährung, der Eiweiß, Spurenelemente oder auch Kalorien fehlen, mangelnde Hygiene
sowie eine starke Einwirkung von UV-Strahlen können den Körper, beispielsweise
durch Schädigung der Hautbarriere oder des Immunsystems selbst, angreifbar machen.
Zermürbend wirkt sich auch ein direkter Angriff auf das Immunsystem durch Viren,
Bakterien, Pilze, Parasiten oder die Folgen von Autoimmun- oder Krebserkrankungen
aus. Doch wann genau spricht man von einem geschwächten Immunsystem?
Diagnose:
„geschwächtes Immunsystem“
Häufige
Erkältungen, ein allgemeines Gefühl der Abgeschlagenheit, ein Nachlassen der
Leistungsfähigkeit, ständige Müdigkeit und Lustlosigkeit: Das sind Anzeichen,
die sehr viele Menschen bei sich wahrnehmen. Die Frage, ab wann von einem geschwächten
Immunsystem gesprochen werden kann, ist nicht einfach zu beantworten. Sind
ein bis zwei grippale Infekte im Winter oder regelmäßige Durchfallepisoden
bei Fernreisen bereits Hinweise auf eine Immunschwäche? Oder ordnet man dieses
Syndrom doch eher dem Krebspatienten zu, der nach jeder Chemotherapie einen
Fieberschub durchleidet? Woran lassen sich die Kriterien festmachen?
Die
wissenschaftliche Definition beschreibt einen immunologisch geschwächten Patienten
als jemanden, dessen Immunsystem messbare Mängel aufweist, und der dadurch vermehrt
erkrankt. In der klinischen Praxis versucht man, durch umfangreiche Untersuchungen
das Vorhandensein, die Ursache und den Umfang einer Immunschwäche abzuklären.
Dabei hält man sich an einen detaillierten Stufenplan. Zunächst werden Daten
über den Impfstatus des Patienten, zurückliegende und aktuelle Infektionen,
eventuelle Tumorerkrankungen, Fernreisen, die Familie und das Sexualverhalten
gesammelt. Es folgt eine Untersuchung aller Oberflächen des Körpers, die Erregern
das Eindringen ermöglichen können: der Haut, der Atemwege und des Verdauungstraktes.
Auch die inneren Organe, die mit dem Immunsystem zusammenhängen werden gecheckt:
Lymphknoten, Milz und Knochenmark stehen hier im Vordergrund. In der nächsten
Stufe werden einfache Labortests durchgeführt, die Blut-, Leber- und Nierenwerte
erfassen. I der letzten Stufe wird der so genannte große Immunstatus bestimmt:
Die Zellen und anderen Bestandteile des Immunsystems werden genau unter die
Lupe genommen.
Den
Körper unterstützen
Als
Hilfestellung für ein nicht voll leistungsfähiges Immunsystem bietet sich eine
Zusatzversorgung mit Antikörpern an. Normalerweise bildet der Körper diese selbst
in der benötigten Menge, aber in geschwächtem Zustand kann die Produktion unter
Umständen nicht ausreichen, um Angriffe erfolgreich ab zu wehren. Eine zuvor
erfolgte Abklärung der Erkrankung und ihrer Ursachen erlaubt eine optimal zugeschnittene
Therapie: Infektionen mit spezifischen Erregern können mit Immunglobulinen
bekämpft werden, die genau gegen diese Keime oder gegen ihre Gifte wirksam sind.
Eine breitere Unterstützung ist mit vielseitigen Immunglobulinen möglich, wie
beispielsweise mit Gammaglobulin, das ein großes Spektrum an Erregern abdeckt.
Diese Immunglobuline bieten sich sogar für den prophylaktischen Einsatz an.
Vor dem Antritt einer Reise, in ohnehin stressigen, das Immunsystem belastenden
Prüfungssituationen, während der winterlichen Grippezeit oder einer arbeitsintensiven,
kräftezehrenden Phase im Job können so die Abwehrkräfte gegen Infektionen verstärkt
werden. Eine Injektion, vom Hausarzt verabreicht, bietet einen etwa dreiwöchigen
Schutz, und eine Auffrischung ist bei Bedarf jederzeit möglich.
Doch
so gut gerüstet die Medizin auch sein mag, um Immunschwächen zu erkennen und
zu behandeln, die Initiative muss vom Patienten ausgehen, und den Gang zum Arzt
kann ihm niemand abnehmen. Eine sorgfältig entwickelte Checkliste kann helfen,
die warnenden Anzeichen rechtzeitig wahrzunehmen. Falls von den folgenden Fragen
zwei oder mehr mit „ja“ beantworten werden, sollte ärztlicher Rat eingeholt
werden.
Fragebogen:
1.
Haben Sie häufig Schwierigkeiten, Infektionen vollständig auszukurieren?
2.
Müssen Sie Infektionen häufig mit Antibiotika behandeln?
3.
Heilen Verletzungen schwer? Bekommen Sie häufig eitrige Entzündungen?
4.
Dehnt sich Ihre Erkältung regelmäßig auf Hals, Nebenhöhlen, Stirnhöhlen oder
Mittelohr aus?
5.
Fühlen Sie sich oft müde, abgeschlagen und ausgelaugt?
Quelle:
Edelman
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