Fragiles-X-Syndrom

Was ist das Fragile-X-Syndrom?

Das Fragile-X-Syndrom ist eine genetische Störung, die durch eine Veränderung (Mutation) des FMR1-Gens auf dem X-Chromosom verursacht wird. Dieses Gen enthält die Bauanleitung für das FMRP-Protein, das für die ordnungsgemäße Entwicklung von Gehirnzellen wichtig ist. Bei Menschen mit Fragilem-X-Syndrom ist dieses Protein entweder nicht vorhanden oder nur in unzureichenden Mengen vorhanden, was zu einer Störung der synaptischen Kommunikation zwischen den Nervenzellen führt. Diese Störung hat Auswirkungen auf die geistige Entwicklung und das Verhalten.

Ursachen des Fragilen-X-Syndroms

Das Fragile-X-Syndrom entsteht durch eine Mutation im FMR1-Gen. In diesem Gen gibt es einen sogenannten CGG-Triplet-Wiederholungsbereich. Bei gesunden Personen wiederholt sich dieser Triplet nur 5 bis 44 Mal. Bei Menschen mit Fragilem-X-Syndrom kommt es jedoch zu einer Erweiterung dieser Wiederholung auf mehr als 200 Kopien. Diese Überdehnung des Genabschnitts führt dazu, dass das FMRP-Protein entweder gar nicht produziert wird oder nicht ausreichend vorhanden ist.
Die Mutation wird X-chromosomal dominant vererbt, was bedeutet, dass eine betroffene Person das defekte Gen von einem Elternteil erben kann. Da Männer nur ein X-Chromosom haben, sind sie in der Regel stärker betroffen als Frauen, die zwei X-Chromosomen besitzen und oft einen Schutzfaktor durch das gesunde X-Chromosom haben.

Symptome des Fragilen-X-Syndroms

Die Symptome des Fragilen-X-Syndroms können von Person zu Person unterschiedlich sein, aber sie beinhalten häufig:
  • Geistige Behinderung: Die meisten betroffenen Personen weisen eine leichte bis moderate geistige Behinderung auf, wobei Jungen in der Regel stärker betroffen sind als Mädchen. Mädchen haben aufgrund des zweiten X-Chromosoms häufig mildere Symptome.
  • Entwicklungsverzögerungen: Kinder mit Fragilem-X-Syndrom zeigen oft eine Verzögerung in der Sprachentwicklung, der Motorik und anderen Meilensteinen der kindlichen Entwicklung. Manche beginnen später zu sprechen oder haben Schwierigkeiten beim Erlernen von Sprache und Kommunikation.
  • Verhaltensauffälligkeiten: Häufige Verhaltensmerkmale sind hyperaktive Verhaltensweisen, Reizbarkeit, Angstzustände, sowie wiederholende Bewegungen (wie Schaukeln oder Klatschen). Es können auch autistische Züge wie soziale Rückzug, Probleme mit der sozialen Interaktion und ritualisierte Verhaltensweisen auftreten.
  • Kognitive Schwierigkeiten: Personen mit Fragilem-X-Syndrom haben häufig Schwierigkeiten bei der Problemlösung, beim Planen und Organisieren. Auch das Kurzzeitgedächtnis ist oft beeinträchtigt.
  • Fasziale Merkmale: Einige Menschen mit Fragilem-X-Syndrom weisen charakteristische Gesichtszüge auf, darunter eine lange Gesichtsform, große Ohren, eine hohe Stirn und eine markante Kinnlinie.
  • Gesundheitliche Probleme: Zu den häufigen gesundheitlichen Problemen gehören auch Schlafstörungen, Epilepsie und in einigen Fällen auch Herz- oder Gelenkprobleme.

Diagnose des Fragilen-X-Syndroms

Die Diagnose des Fragilen-X-Syndroms wird in der Regel durch genetische Tests gestellt, die die Anzahl der CGG-Wiederholungen im FMR1-Gen bestimmen. Der DNA-Test ist der zuverlässigste Weg, um die Mutation nachzuweisen. Dieser Test wird häufig bei Verdacht auf das Syndrom durchgeführt, wenn typische Symptome wie geistige Behinderung, Entwicklungsverzögerungen oder Verhaltensauffälligkeiten vorliegen.
Pränatale Tests sind ebenfalls möglich, wenn in der Familie bereits ein Fall des Fragilen-X-Syndroms bekannt ist. Eine genetische Beratung ist in solchen Fällen empfehlenswert, um die Risiken und Möglichkeiten zu besprechen.

Behandlung des Fragilen-X-Syndroms

Derzeit gibt es keine Heilung für das Fragile-X-Syndrom, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Symptome zu behandeln und die Lebensqualität zu verbessern:
  • Frühförderung: Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Förderprogramme sind entscheidend, um die Entwicklung des Kindes zu unterstützen. Sprach- und Verhaltenstherapien, sowie spezielle Bildungsmaßnahmen können helfen, die Fähigkeiten des Kindes zu fördern.
  • Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen können Medikamente helfen, bestimmte Symptome wie Angst, Aggression oder Hyperaktivität zu lindern. Dazu gehören beispielsweise Antidepressiva, Antipsychotika oder Medikamente zur Behandlung von Epilepsie.
  • Verhaltenstherapie: Psychologische Interventionen und Verhaltenstherapien können helfen, die sozialen Fähigkeiten zu verbessern und Verhaltensauffälligkeiten zu lindern.
  • Schulische und berufliche Unterstützung: Menschen mit Fragilem-X-Syndrom benötigen oft spezielle Unterstützung im schulischen und beruflichen Umfeld, um ihre Fähigkeiten bestmöglich auszuschöpfen.
  • Familienunterstützung und Beratung: Das Leben mit einem Kind oder Familienmitglied mit Fragilem-X-Syndrom kann herausfordernd sein. Eltern und Betroffene benötigen oft psychologische Unterstützung und Beratung, um mit den emotionalen und praktischen Anforderungen umzugehen.

Prognose und Leben mit dem Fragilen-X-Syndrom


Die Prognose für Menschen mit Fragilem-X-Syndrom hängt stark von der Schwere der Symptome ab. Während die meisten Menschen mit Fragilem-X-Syndrom mit entsprechender Unterstützung ein relativ erfülltes Leben führen können, haben diejenigen mit schwereren geistigen Beeinträchtigungen und Verhaltensauffälligkeiten möglicherweise einen größeren Unterstützungsbedarf. Viele Betroffene können in betreuten Einrichtungen oder mit Hilfe von Pflegepersonen leben und arbeiten.