Dalrymple-Zeichen

Dalrymple-Zeichen ist ein klinisches Zeichen, das in der Medizin vor allem in der Diagnostik von Schilddrüsenerkrankungen, insbesondere der Basedowschen Krankheit (Morbus Basedow), von Bedeutung ist. Es bezeichnet das Phänomen, bei dem bei Patienten mit einer Hyperthyreose, die durch eine Überproduktion von Schilddrüsenhormonen gekennzeichnet ist, eine deutliche Verzögerung der Augenlidbewegung auftritt. Dies führt zu einem sichtbaren Heben der oberen Augenlider, insbesondere beim Blick nach unten.

Ursprung des Begriffs

Das Dalrymple-Zeichen wurde nach dem schottischen Arzt William Dalrymple benannt, der das Phänomen im 19. Jahrhundert erstmals beschrieben hat. Dalrymple hatte festgestellt, dass bei Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion nicht nur die Augen globusprotrudieren (also hervortreten), sondern auch die obere Augenlidspalte weiter geöffnet bleibt, wenn der Blick nach unten gerichtet ist.

Ursachen und Pathophysiologie

Die zugrunde liegende Ursache des Dalrymple-Zeichens ist in den meisten Fällen eine Hyperthyreose, vor allem im Kontext der Basedowschen Krankheit. Bei dieser Autoimmunerkrankung richtet sich das Immunsystem gegen die Schilddrüse und führt zu einer übermäßigen Produktion von Schilddrüsenhormonen (T3 und T4). Dies beschleunigt den Stoffwechsel und hat eine Vielzahl von Symptomen zur Folge, einschließlich Veränderungen im Bereich der Augen.
Ein weiterer Mechanismus, der das Dalrymple-Zeichen erklärt, ist die Exophthalmie (Hervortreten der Augen), die bei der Basedowschen Krankheit häufig auftritt. Diese führt zu einer Dehnung der Augenmuskeln und der umgebenden Gewebe, was die Beweglichkeit der Augenlider beeinträchtigt. Wenn der Blick nach unten gerichtet wird, bleiben die Augenlider weit geöffnet, da die normale Lidbewegung durch die Vergrößerung und das Hervortreten der Augen eingeschränkt wird.

Klinische Bedeutung

Das Dalrymple-Zeichen ist ein nützlicher Hinweis für Ärzte, um eine Hyperthyreose als mögliche Diagnose in Betracht zu ziehen, insbesondere wenn andere Symptome wie Exophthalmie (sichtbare Augenprotrusion), Gewichtsverlust, Zittern, erhöhter Puls und Nervosität ebenfalls vorhanden sind. Es kann Teil eines diagnostischen Prozesses sein, der neben einer gründlichen Anamnese und klinischen Untersuchung auch Bluttests zur Bestimmung der Schilddrüsenhormonwerte und bildgebende Verfahren zur Beurteilung der Schilddrüse umfasst.
Das Dalrymple-Zeichen ist jedoch nicht spezifisch für Morbus Basedow und kann auch bei anderen Ursachen einer Hyperthyreose oder bei Orbitalerkrankungen vorkommen. Dennoch trägt es dazu bei, die Diagnose zu unterstützen, besonders wenn es in Verbindung mit anderen typischen Zeichen einer Schilddrüsenüberfunktion beobachtet wird.

Differenzialdiagnose

Es gibt mehrere Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie das Dalrymple-Zeichen hervorrufen können. Dazu gehören:
- Morbus Basedow (Basedowsche Krankheit): Häufigste Ursache für das Dalrymple-Zeichen und die Exophthalmie.
- Thyreotoxische Krise: Eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation der Hyperthyreose, die ebenfalls Augenveränderungen verursachen kann.
- Orbitaler Tumor oder Entzündung: Tumore oder entzündliche Prozesse im Bereich des Auges können ebenfalls zu einer eingeschränkten Augenlidbewegung und einer sichtbaren Augenprotrusion führen.

Behandlung

Die Behandlung des Dalrymple-Zeichens hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Bei einer Hyperthyreose wird typischerweise eine medikamentöse Behandlung mit Antithyroida (z.B. Methimazol) oder eine radioaktive Jodtherapie zur Reduktion der Schilddrüsenhormonproduktion durchgeführt. In schweren Fällen, insbesondere bei der thyreotoxischen Krise, kann eine sofortige Hospitalisierung und intensivere Behandlung erforderlich sein.
Die Exophthalmie und das damit verbundene Dalrymple-Zeichen erfordern manchmal auch eine Augenlidkorrektur oder andere chirurgische Maßnahmen, um den Zustand zu verbessern.