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Riesenzellarteriitis

Die Riesenzellarteriitis (RZA), auch als temporale Arteriitis bekannt, ist eine entzündliche Erkrankung, die vor allem die großen Arterien im Kopf betrifft. Sie gehört zu den Vaskulitiden, also den entzündlichen Erkrankungen der Blutgefäße, und stellt eine der häufigsten Formen der Arteriitis im höheren Lebensalter dar. Besonders betroffen sind die Arterien, die den Kopf mit Blut versorgen, insbesondere die Schläfenarterien (Arteria temporalis).
Diese Erkrankung ist besonders schwerwiegend, da sie ohne eine frühzeitige Behandlung zu bleibenden Schäden führen kann, darunter eine Erblindung. Die genaue Ursache der Riesenzellarteriitis ist noch nicht vollständig geklärt, jedoch wird häufig ein autoimmuner Mechanismus vermutet.

Was ist Riesenzellarteriitis?

Riesenzellarteriitis ist eine entzündliche Erkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Wand der Blutgefäße, vor allem der großen Arterien im Kopfbereich, angreift. Sie wird „Riesenzell-“ genannt, weil bei der Untersuchung von Gewebeproben aus den betroffenen Arterien sogenannte „Riesenzellen“ (große, multizelluläre Zellen) sichtbar sind. Diese Zellen spielen eine zentrale Rolle in der Entzündung.
Die Entzündung in den Arterien führt zu einer Verdickung und Verhärtung der Gefäßwände, was den Blutfluss einschränkt und die Versorgung des betroffenen Gebiets mit Sauerstoff und Nährstoffen beeinträchtigt. In schweren Fällen kann dies zu einer vollständigen Blockade des Blutflusses und zu Gewebeschäden führen.

Wer ist betroffen?

Riesenzellarteriitis tritt hauptsächlich bei Menschen über 50 Jahren auf, wobei der Erkrankungsgipfel in der Regel im Alter von 70 bis 80 Jahren liegt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, und die Häufigkeit steigt mit dem Alter. Es wird angenommen, dass genetische und Umweltfaktoren eine Rolle bei der Entstehung der Erkrankung spielen, jedoch sind die genauen Ursachen nach wie vor unklar.

Symptome der Riesenzellarteriitis

Die Symptome der Riesenzellarteriitis sind vielseitig und können plötzlich auftreten. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:
  • Kopfschmerzen: Häufig sind die Schmerzen einseitig und treten im Bereich der Schläfen auf. Sie sind in der Regel intensiv und können auch empfindliche Stellen auf der Kopfhaut verursachen.
  • Schläfenpuls: Eine oft als "dick" oder "harter" Puls beschriebene Arterie an den Schläfen kann tastbar sein.
  • Sehstörungen: Eine der schlimmsten Komplikationen der Riesenzellarteriitis ist die plötzliche Erblindung, die durch eine Entzündung der Arterien, die das Auge versorgen, verursacht werden kann. Es kann zu teilweiser oder vollständiger Blindheit auf einem oder beiden Augen kommen.
  • Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl: Patienten berichten oft über unklare Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Fieber, was die Diagnose erschweren kann, da diese Symptome auch bei anderen Erkrankungen auftreten.
  • Kau- und Kieferschmerzen: Schmerzen beim Kauen oder Kieferschmerzen können ebenfalls ein frühes Warnzeichen sein, da die Arterien, die die Kaumuskeln versorgen, entzündet sind.
  • Gewichtsverlust: Ein ungewollter Gewichtsverlust tritt häufig in Verbindung mit der Entzündung auf.

Diagnose der Riesenzellarteriitis

Die Diagnose einer Riesenzellarteriitis erfolgt anhand einer Kombination von Symptomen, Laborwerten und bildgebenden Verfahren. Der Arzt wird zunächst eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung durchführen und dabei insbesondere auf Anzeichen von Kopfschmerzen und Schläfenpuls achten.
Zu den wichtigsten diagnostischen Tests gehören:
  • Bluttests: Erhöhte Werte von Entzündungsmarkern wie dem C-reaktiven Protein (CRP) und der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) sind typische Hinweise auf eine Entzündung.
  • Biopsie der Arteria temporalis: Die sicherste Methode zur Diagnose einer Riesenzellarteriitis ist die Entnahme einer kleinen Gewebeprobe aus der Schläfenarterie. Bei einer Entzündung zeigen sich typische Veränderungen wie Riesenzellen und entzündliche Infiltrate.
  • Bildgebende Verfahren: Ultraschalluntersuchungen der Schläfenarterien können Veränderungen wie eine Verdickung der Gefäßwand zeigen. In einigen Fällen werden auch Magnetresonanztomographien (MRT) oder Angiografien durchgeführt, um die Arterien genauer zu beurteilen.
== Behandlung der Riesenzellarteriitis
Die Behandlung der Riesenzellarteriitis erfordert in der Regel die sofortige Gabe von Kortikosteroiden, insbesondere Prednisolon, um die Entzündung zu kontrollieren. Eine frühe und aggressive Therapie ist entscheidend, um irreversible Schäden wie Blindheit oder Schlaganfälle zu verhindern. In den meisten Fällen beginnen die Patienten mit einer hohen Dosis Steroiden, die im Laufe der Zeit langsam reduziert wird, sobald die Entzündung unter Kontrolle ist.
In einigen Fällen, insbesondere bei Patienten, bei denen eine langfristige Steroidbehandlung erforderlich ist, können zusätzliche Medikamente wie Methotrexat oder Tocilizumab (ein Biologikum) eingesetzt werden, um das Immunsystem zu dämpfen und Nebenwirkungen der Steroidtherapie zu minimieren.

Prognose

Die Prognose der Riesenzellarteriitis ist bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung in der Regel gut. Die meisten Patienten sprechen gut auf Kortikosteroide an, und die Entzündung kann erfolgreich kontrolliert werden. Allerdings können bei verspäteter Behandlung bleibende Schäden auftreten, insbesondere an den Augen. Das Risiko für eine plötzliche Erblindung ist hoch, wenn die Erkrankung nicht rechtzeitig behandelt wird.
Insgesamt ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle notwendig, um den Krankheitsverlauf zu überwachen und die Steroiddosis nach und nach anzupassen. Auch wenn die Entzündung zurückgeht, können Rückfälle auftreten, die eine erneute Behandlung erforderlich machen.