Medport Logo

Lexikon

MedPort - Lexikon
 
  
 
 

Azoospermie

Azoospermie bezeichnet das Fehlen von Spermien im Ejakulat und ist eine der häufigsten Ursachen für männliche Unfruchtbarkeit. Bei betroffenen Männern ist eine natürliche Fortpflanzung ohne medizinische Intervention nicht möglich. Der Zustand kann jedoch häufig behandelt werden, abhängig von der zugrundeliegenden Ursache. In diesem Artikel werden die Ursachen, Diagnosemethoden und Behandlungsmöglichkeiten von Azoospermie beleuchtet.

Was ist Azoospermie?

Azoospermie bedeutet, dass im Ejakulat keine Spermien vorhanden sind. Normalerweise enthält das Ejakulat Millionen von Spermien, die für die Befruchtung der Eizelle notwendig sind. Wenn keine Spermien nachgewiesen werden können, wird von Azoospermie gesprochen. Der Zustand kann entweder durch eine Störung der Spermatogenese (Spermienproduktion) oder durch ein Problem im Transport der Spermien entstehen.
Es gibt zwei Hauptarten der Azoospermie:
  • Obstruktive Azoospermie: Hierbei handelt es sich um eine Blockade im Fortpflanzungstrakt, die den Transport der Spermien verhindert. Dies kann durch Verengungen oder Blockierungen in den Samenleitern oder anderen Teilen des Fortpflanzungssystems verursacht werden.
  • Nicht-obstruktive Azoospermie: Diese Form der Azoospermie tritt auf, wenn die Spermienproduktion im Hoden selbst gestört ist. Dies kann auf genetische Defekte, hormonelle Störungen oder andere Erkrankungen zurückzuführen sein.

Ursachen der Azoospermie

Die Ursachen für Azoospermie sind vielfältig und reichen von genetischen Faktoren über hormonelle Ungleichgewichte bis hin zu physischen Blockaden.

Obstruktive Azoospermie

Diese Art von Azoospermie entsteht durch physische Blockaden, die den Fluss der Spermien behindern. Zu den häufigsten Ursachen gehören:
  • Vas deferens-Obstruktion: Eine Blockade in den Samenleitern, die die Spermien daran hindert, in das Ejakulat zu gelangen. Dies kann aufgrund von Infektionen, Operationen oder angeborenen Fehlbildungen auftreten.
  • Verletzungen: Trauma oder chirurgische Eingriffe, wie zum Beispiel eine Vasektomie, können den Samenleiter beschädigen und zu einer Blockade führen.
  • Zystische Fibrose: Diese genetische Erkrankung kann mit einer obstruktiven Azoospermie einhergehen, da bei vielen Patienten mit Zystischer Fibrose die Samenleiter verengt oder vollständig blockiert sind.

Nicht-obstruktive Azoospermie

Hierbei liegt das Problem in der Produktion von Spermien in den Hoden. Mögliche Ursachen sind:
  • Genetische Störungen: Chromosomenaberrationen wie das Klinefelter-Syndrom (XYXX-Chromosomen) oder Mikrodeletierungen im Y-Chromosom können die Spermienproduktion beeinträchtigen.
  • Hormonelle Störungen: Ein Ungleichgewicht von Hormonen wie Testosteron, LH und FSH kann zu einer gestörten Spermatogenese führen.
  • Infektionen: Früher durchgemachte Infektionen wie Mumps, die den Hoden betreffen, können zu dauerhaften Schäden in der Spermienproduktion führen.
  • Umwelteinflüsse: Hohe Temperaturen, chemische Expositionen, Drogenmissbrauch oder Rauchen können die Spermatogenese negativ beeinflussen.
  • Fehlende oder gestörte Spermatogenese: In seltenen Fällen kann der Körper keine Spermien produzieren, was zu einer angeborenen oder erworbenen nicht-obstruktiven Azoospermie führt.

Diagnose der Azoospermie

Die Diagnose einer Azoospermie erfolgt in mehreren Schritten:
  1. Anamnese: Der Arzt fragt nach der medizinischen Geschichte, bestehenden Erkrankungen, früheren Infektionen, Medikamenteneinnahme und Lebensgewohnheiten des Patienten.
  2. Semenanalyse: Ein Spermiogramm ist der erste Schritt, um Azoospermie festzustellen. Dabei wird eine Probe des Ejakulats unter dem Mikroskop untersucht. Wenn keine Spermien vorhanden sind, wird Azoospermie diagnostiziert.
  3. Bluttests: Hormonspiegel von Testosteron, FSH und LH können Aufschluss über mögliche hormonelle Störungen geben, die die Spermienproduktion beeinflussen.
  4. Ultraschall: Ein Ultraschall der Hoden kann helfen, strukturelle Anomalien oder Blockaden im Fortpflanzungstrakt zu identifizieren.
  5. Genetische Tests: Bei Verdacht auf genetische Ursachen werden karyotypische Untersuchungen oder Tests auf Y-Mikrodeletion durchgeführt, um Chromosomenaberrationen festzustellen.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung der Azoospermie hängt von der zugrundeliegenden Ursache ab. Es gibt verschiedene Ansätze, um die Fruchtbarkeit wiederherzustellen oder alternative Fortpflanzungsmethoden anzubieten.

Obstruktive Azoospermie

Bei einer obstruktiven Azoospermie gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten, je nach Ursache der Blockade:
  • Chirurgische Eingriffe: In vielen Fällen kann eine Operation helfen, die Blockade zu beseitigen und den natürlichen Fluss der Spermien wiederherzustellen. Beispiele sind Mikrochirurgische Rekonstruktionen des Samenleiters.
  • Spermienextraktion: Falls eine Operation nicht möglich oder erfolglos ist, können Spermien direkt aus den Hoden oder dem Nebenhoden mittels einer Spermienextraktion (z. B. TESA oder MESA) entnommen werden, um diese für eine künstliche Befruchtung zu verwenden.

Nicht-obstruktive Azoospermie

Die Behandlung der nicht-obstruktiven Azoospermie ist oft schwieriger und hängt von der Ursache ab:
  • Hormonelle Therapie: Wenn hormonelle Ungleichgewichte die Ursache sind, kann eine Therapie mit Hormonpräparaten helfen, die Spermienproduktion zu fördern.
  • Mikrochirurgische Spermienentnahme: Bei Patienten, bei denen eine spontane Spermatogenese in den Hoden möglich ist, können Spermien direkt aus dem Hoden entnommen werden, auch wenn keine Spermien im Ejakulat vorhanden sind. Diese Spermien können dann für eine In-vitro-Fertilisation (IVF) oder Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) verwendet werden.
  • Testosterontherapie: In einigen Fällen kann eine gezielte Therapie mit Testosteron helfen, den Hormonhaushalt zu stabilisieren und die Spermienproduktion zu steigern.

Alternative Fortpflanzungstechniken

Unabhängig von der Ursache der Azoospermie können alternative Fortpflanzungstechniken wie In-vitro-Fertilisation (IVF) oder Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) eingesetzt werden, um die Fortpflanzung zu ermöglichen, insbesondere wenn keine natürliche Spermienproduktion möglich ist.