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Astrozytom

Ein Astrozytom ist eine Art von Tumor, der im Gehirn oder Rückenmark entsteht und aus Astrozyten besteht. Diese Zellen sind eine Form von Gliazellen, die im Nervensystem eine unterstützende Rolle spielen. Astrozytome gehören zu den sogenannten Gliomen, einer Gruppe von Tumoren, die das Gehirn und Rückenmark betreffen. Obwohl Astrozytome relativ selten sind, stellen sie eine bedeutende medizinische Herausforderung dar, da sie sich unterschiedlich entwickeln und je nach Art und Lage schwerwiegende Symptome hervorrufen können.

Was ist ein Astrozytom?

Astrozytome entstehen aus den Astrozyten, die normalerweise die Funktion haben, Nervenbahnen zu unterstützen, das Gehirn zu ernähren und die Blut-Hirn-Schranke aufrechtzuerhalten. Ein Tumor dieser Zellen kann in verschiedenen Teilen des Gehirns und des Rückenmarks auftreten und sich in seiner Aggressivität stark unterscheiden.
Je nach ihrem Wachstumsmuster und ihrer Differenzierung werden Astrozytome in verschiedene Grade eingeteilt. Diese Einstufung reicht von gutartig (Grad I) bis hin zu hochgradig bösartig (Grad IV), wobei der bekannteste und aggressivste Typ das Glioblastom ist (Grad IV).

Klassifikation und Gradierung von Astrozytomen

Die Klassifikation von Astrozytomen erfolgt nach dem histologischen Grad, der angibt, wie schnell sich der Tumor ausbreitet und wie aggressiv er ist:
  • Grad I – Pilozystisches Astrozytom: Diese Tumoren sind in der Regel langsam wachsend und oft gutartig. Sie treten häufig bei Kindern und jungen Erwachsenen auf und haben eine gute Prognose, wenn sie vollständig entfernt werden können.
  • Grad II – Diffuses Astrozytom: Diese Tumoren wachsen langsamer als die aggressiveren Formen, sind aber schwieriger zu behandeln, da sie in das umgebende Gewebe eindringen. Sie können sich im Laufe der Zeit zu höhergradigen Tumoren entwickeln.
  • Grad III – Anaplastisches Astrozytom: Diese Tumoren sind aggressiver und wachsen schneller als Grad II-Tumoren. Sie sind schwieriger zu entfernen und neigen dazu, sich wieder auszubreiten.
  • Grad IV – Glioblastom: Dies ist die aggressivste Form des Astrozytoms und auch der häufigste bösartige Hirntumor bei Erwachsenen. Glioblastome wachsen sehr schnell und sind sehr schwer zu behandeln, was sie zu einer der herausforderndsten Krebsarten macht.

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen für Astrozytome sind noch nicht vollständig verstanden, aber es gibt bestimmte Risikofaktoren, die das Risiko für die Entstehung eines Astrozytoms erhöhen können:
  • Genetische Veränderungen: Bestimmte genetische Veränderungen und Mutationen, wie die Deletion des Chromosoms 1p/19q oder Mutationen im TP53-Gen, sind mit einem höheren Risiko für Astrozytome verbunden.
  • Erbliche Syndrome: Menschen mit genetischen Syndromen wie dem Neurofibromatose-Typ 1 oder 2 (NF1, NF2) haben ein höheres Risiko, Astrozytome zu entwickeln.
  • Strahlenexposition: Eine frühere Behandlung mit Strahlentherapie, insbesondere bei Tumoren im Kopfbereich, kann das Risiko erhöhen, ein Astrozytom zu entwickeln.
Die meisten Astrozytome treten jedoch sporadisch auf, was bedeutet, dass sie ohne eine erkennbare genetische oder Umweltursache entstehen.

Symptome eines Astrozytoms

Die Symptome eines Astrozytoms hängen von der Lage des Tumors im Gehirn und von dessen Größe ab. Häufige Symptome sind:
  • Kopfschmerzen: Oft das erste Anzeichen, insbesondere wenn sie sich im Laufe der Zeit verschlimmern oder morgens intensiver sind.
  • Neurologische Ausfälle: Dazu gehören Lähmungen, Sehstörungen, Sprachprobleme oder Krampfanfälle, je nachdem, welche Bereiche des Gehirns betroffen sind.
  • Veränderungen im kognitiven Zustand: Gedächtnisprobleme, Schwierigkeiten bei der Konzentration oder Veränderungen der Persönlichkeit.
  • Übelkeit und Erbrechen: Insbesondere bei großen Tumoren, die Druck auf das Gehirn ausüben.
Die Symptome können sich allmählich entwickeln oder plötzlich auftreten, insbesondere bei schnell wachsenden Tumoren wie dem Glioblastom.

Diagnose von Astrozytomen

Die Diagnose eines Astrozytoms erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus bildgebenden Verfahren und Gewebeproben:
  • MRT (Magnetresonanztomografie): Dies ist die wichtigste Methode, um den Tumor zu lokalisieren und zu beurteilen, wie weit er sich ausgebreitet hat.
  • CT-Scan: Wird verwendet, um strukturelle Veränderungen im Gehirn zu identifizieren, insbesondere bei Patienten, die keine MRT vertragen.
  • Biopsie: Eine Gewebeprobe wird entnommen, um den Tumor histologisch zu analysieren und den genauen Grad und die Art des Astrozytoms zu bestimmen.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Astrozytomen hängt von der Tumorgröße, dem Grad des Tumors und der Lage im Gehirn ab. Die Hauptbehandlungsoptionen sind:
  • Chirurgie: Der erste Schritt besteht oft darin, den Tumor so weit wie möglich zu entfernen. Bei hochgradigen Tumoren wie Glioblastomen ist eine vollständige Entfernung oft nicht möglich, aber eine Teileröffnung kann helfen, den Druck zu mindern und Symptome zu lindern.
  • Strahlentherapie: Nach der Operation wird häufig eine Strahlentherapie eingesetzt, um verbleibende Tumorzellen zu zerstören. Diese Methode ist besonders wichtig bei höheren Graden von Astrozytomen.
  • Chemotherapie: Bei aggressiveren Tumoren wie Glioblastomen wird häufig auch eine Chemotherapie angewendet. Eine der bekanntesten Chemotherapeutika in der Behandlung von Astrozytomen ist Temozolomid.
  • Zielgerichtete Therapien und Immuntherapie: Neuere Behandlungsansätze zielen darauf ab, spezifische genetische Mutationen zu blockieren, die das Tumorwachstum fördern. Diese Therapien sind noch in der Forschung, bieten aber Hoffnung für die Zukunft.

Prognose

Die Prognose eines Astrozytoms hängt stark vom Tumorgrad und der Möglichkeit der Tumorresektion ab. Bei niedriggradigen Tumoren (Grad I und II) kann die Prognose gut sein, insbesondere wenn der Tumor vollständig entfernt werden kann. Bei hochgradigen Tumoren wie dem Glioblastom ist die Prognose leider oft weniger günstig, und die Lebenserwartung bleibt trotz moderner Behandlungsmethoden in vielen Fällen begrenzt. Es ist jedoch wichtig, dass jeder Fall individuell betrachtet wird, da Fortschritte in der Behandlung die Überlebenschancen stetig verbessern.