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Aphasie

Aphasie ist eine Sprachstörung, die das Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben beeinflussen kann. Sie tritt meist als Folge einer Schädigung des Gehirns auf, insbesondere der Bereiche, die für die sprachliche Verarbeitung zuständig sind. Diese Erkrankung hat oft tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen, da Sprache eine fundamentale Rolle in der Kommunikation und Interaktion spielt. Je nach Ursache und Ausmaß der Schädigung kann die Aphasie unterschiedliche Formen annehmen und die Fähigkeit zur verbalen Kommunikation in verschiedener Weise beeinträchtigen.

Ursachen der Aphasie

Aphasie entsteht in der Regel durch eine Schädigung bestimmter Bereiche des Gehirns, die für die Sprache zuständig sind, vor allem in der linken Hemisphäre. Häufige Ursachen sind:
  • Schlaganfall (Apoplexie): Der häufigste Auslöser für eine Aphasie. Ein Schlaganfall kann durch einen Blutgerinnsel oder eine Blutung im Gehirn die Versorgung des Gehirngewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen beeinträchtigen, was zu Zellschäden führt.
  • Traumatische Hirnverletzungen: Unfälle oder Kopfverletzungen, die das Gehirn schädigen, können ebenfalls zu einer Aphasie führen.
  • Tumore im Gehirn: Gutartige oder bösartige Tumore im Bereich der Sprachzentren können die normale Sprachverarbeitung stören.
  • Neurodegenerative Erkrankungen: Krankheiten wie Alzheimer oder andere Demenzerkrankungen können ebenfalls Aphasie verursachen, da sie das Gehirn im Laufe der Zeit schädigen.
  • Infektionen und entzündliche Erkrankungen: Einige virale oder bakterielle Infektionen, die das Gehirn betreffen (z. B. Enzephalitis), können zu Sprachstörungen führen.
  • Andere Erkrankungen: Gelegentlich kann Aphasie auch durch Hirnblutungen oder seltenere neurologische Erkrankungen verursacht werden.

Arten der Aphasie

Es gibt verschiedene Formen der Aphasie, die sich in den betroffenen sprachlichen Fähigkeiten und der Schwere der Beeinträchtigung unterscheiden:
  • Broca-Aphasie (motorische Aphasie): Diese Form der Aphasie entsteht durch eine Schädigung im Broca-Areal, einem Bereich im Frontallappen, der für die Sprachproduktion zuständig ist. Personen mit Broca-Aphasie haben Schwierigkeiten, flüssig zu sprechen. Ihre Sprache ist oft stockend, sie verwenden häufig nur kurze Sätze und kämpfen mit der Wortfindung. Das Verständnis von Sprache bleibt jedoch weitgehend erhalten.
  • Wernicke-Aphasie (sensorische Aphasie): Diese Form tritt auf, wenn das Wernicke-Areal im temporalen Lappen des Gehirns betroffen ist. Menschen mit Wernicke-Aphasie haben Schwierigkeiten, gesprochene oder geschriebene Sprache zu verstehen und produzieren oft Wörter oder Sätze, die keinen Sinn ergeben. Sie sprechen zwar flüssig, doch die Bedeutung ihrer Worte ist oft unklar. Das Verständnis der eigenen Sprachfehler kann bei dieser Form eingeschränkt sein.
  • Globale Aphasie: Dies ist eine schwerere Form der Aphasie, bei der sowohl das Sprachverständnis als auch die Sprachproduktion stark beeinträchtigt sind. Sie tritt oft nach einem schweren Schlaganfall auf, der große Bereiche des Sprachzentrums betrifft. Betroffene können nur wenige Worte oder Sätze äußern und haben große Schwierigkeiten, gesprochene Sprache zu verstehen.
  • Anomische Aphasie: Diese mildere Form der Aphasie ist durch Schwierigkeiten bei der Wortfindung gekennzeichnet. Menschen mit anomischer Aphasie können flüssig sprechen, haben jedoch Probleme, spezifische Namen oder Begriffe zu finden. Dies kann in Gesprächen zu Umschreibungen oder Pausen führen.
  • Transkortikale Aphasie: Bei dieser Form bleibt das Sprachverständnis weitgehend erhalten, jedoch haben Betroffene Probleme beim Sprechen und Produzieren von Sprache. Es gibt Varianten wie die transkortikale motorische Aphasie (ähnlich der Broca-Aphasie) und die transkortikale sensorische Aphasie (ähnlich der Wernicke-Aphasie).

Symptome und Auswirkungen

Aphasie kann sich auf verschiedene Weise manifestieren, abhängig von der Art und dem Schweregrad der Schädigung. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
  • Sprechstörungen: Schwierigkeiten beim Finden der richtigen Worte, Stottern oder unverständliche Sätze.
  • Verständnisstörungen: Probleme, gesprochene oder geschriebene Sprache zu verstehen, was zu Missverständnissen führt.
  • Lesestörungen: Schwierigkeiten beim Lesen von Texten und Verstehen von geschriebenem Material.
  • Schreibstörungen: Schwierigkeiten beim Schreiben von Wörtern oder Sätzen, die logisch oder grammatikalisch korrekt sind.
Für Betroffene hat Aphasie oft tiefgreifende Auswirkungen auf die soziale Interaktion und das tägliche Leben. Kommunikationsbarrieren können zu Isolation und Frustration führen, da einfache Gespräche oder sogar komplexe Interaktionen problematisch werden können.

Diagnostik der Aphasie

Die Diagnose erfolgt in der Regel durch einen Neurologen oder Logopäden, der eine detaillierte Untersuchung der sprachlichen Fähigkeiten des Patienten durchführt. Dabei werden sowohl das Sprechen als auch das Sprachverständnis, das Lesen und Schreiben überprüft. Verschiedene Tests, wie das Benennen von Objekten, das Nachsprechen von Sätzen und das Verstehen von Texten, helfen dabei, die Art der Aphasie zu bestimmen.
Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie MRT oder CT eingesetzt werden, um die Ursache der Aphasie, wie z. B. ein Schlaganfall oder ein Tumor, zu identifizieren.

Therapie und Rehabilitation

Die Behandlung von Aphasie hängt von der Art und dem Schweregrad der Sprachstörung ab und sollte individuell angepasst werden. Zu den wichtigsten Therapieansätzen gehören:
  • Logopädie: Die Sprachtherapie ist der zentrale Bestandteil der Behandlung von Aphasie. Sie zielt darauf ab, die Sprachfähigkeit zu verbessern und neue Kommunikationsstrategien zu erlernen. Logopäden arbeiten mit den Patienten an der Verbesserung von Sprech- und Hörfähigkeiten, der Wortfindung und dem Sprachverständnis. Auch das Erlernen von Gebärdensprache oder alternative Kommunikationsmittel kann Teil der Therapie sein.
  • Neuropsychologische Therapie: In einigen Fällen werden neuropsychologische Therapien eingesetzt, um kognitive Fähigkeiten zu stärken und das Gehirn durch gezielte Übungen zu unterstützen.
  • Technologische Hilfsmittel: In den letzten Jahren haben sich verschiedene digitale Hilfsmittel entwickelt, die Patienten mit Aphasie unterstützen können, wie z. B. Apps zur Wortfindung oder Spracherkennung.
  • Psychologische Unterstützung: Die psychische Belastung, die mit Aphasie einhergeht, kann nicht unterschätzt werden. Menschen mit Aphasie leiden häufig unter Frustration und Isolation. Psychologische Unterstützung oder Gruppentherapien können helfen, die emotionale Belastung zu verringern und den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern.