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Anosmie

Anosmie bezeichnet den vollständigen Verlust des Geruchssinns. Sie kann akut oder chronisch auftreten und ist oft ein Hinweis auf zugrunde liegende gesundheitliche Probleme. Geruch spielt eine bedeutende Rolle in unserem Alltag, beeinflusst unsere Wahrnehmung von Lebensmitteln, Umgebungen und sogar zwischenmenschlichen Beziehungen. Der Verlust dieses Sinnes kann daher weitreichende Auswirkungen auf die Lebensqualität haben und ist häufig mit anderen gesundheitlichen Beschwerden verbunden.

Was ist Anosmie?

Anosmie beschreibt den Zustand, in dem eine Person entweder vorübergehend oder dauerhaft nicht mehr in der Lage ist, Gerüche wahrzunehmen. Sie kann sowohl auf das Fehlen der Fähigkeit zur Geruchswahrnehmung als auch auf eine stark eingeschränkte Wahrnehmung von Gerüchen hinweisen. In den meisten Fällen ist Anosmie ein Symptom und keine eigenständige Erkrankung. Der Verlust des Geruchssinns kann verschiedene Ursachen haben, von Erkältungen bis hin zu ernsteren Erkrankungen des Gehirns.
Es gibt auch die sogenannte Hyposmie, bei der die Geruchswahrnehmung nur eingeschränkt ist, also nicht völlig ausfällt. Sie ist häufig ein Vorläufer der vollständigen Anosmie.

Ursachen der Anosmie

Die Ursachen für Anosmie sind vielfältig und können sowohl durch äußere als auch durch innere Faktoren bedingt sein. Sie lassen sich grob in verschiedene Kategorien unterteilen:

Erkrankungen der oberen Atemwege


  • Erkältungen und Grippe: Eine der häufigsten Ursachen für vorübergehende Anosmie sind Virusinfektionen wie Erkältungen oder Grippe. Während einer Erkältung kann die Schleimhaut in der Nase anschwellen und die Nasengänge blockieren, was die Geruchswahrnehmung beeinträchtigt.
  • Sinusitis: Eine Entzündung der Nasennebenhöhlen kann ebenfalls zu einem Verlust des Geruchssinns führen. Bei einer chronischen Sinusitis bleibt der Geruchssinn oft über längere Zeit eingeschränkt oder vollständig verloren.
  • Nasale Polypen: Diese gutartigen Wucherungen in der Nasenschleimhaut können die Nasengänge blockieren und somit die Geruchswahrnehmung stören.

Schädigungen des Riechsystems


  • Traumatische Verletzungen: Ein Trauma am Kopf, insbesondere Verletzungen der Nase oder des Schädels, können das Riechsystem dauerhaft schädigen. Das Riechhirn, das für die Verarbeitung von Gerüchen zuständig ist, kann durch einen solchen Unfall beschädigt werden.
  • Infektionen: Bestimmte Infektionen, wie beispielsweise COVID-19, können das Riechsystem beeinträchtigen. Bei einigen Betroffenen nach einer COVID-19-Infektion tritt eine plötzliche und oft langanhaltende Anosmie auf, die durch eine Schädigung der Riechzellen oder des Riechnervs verursacht wird.

Neurologische Erkrankungen

  • Morbus Parkinson und Alzheimer: Neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer können zu einer allmählichen Verschlechterung der Riechfähigkeit führen. In vielen Fällen ist Anosmie sogar eines der frühen Symptome von Alzheimer.
  • Hirntumore oder Schlaganfälle: Wenn Tumore oder Schlaganfälle das Gehirn in Bereichen schädigen, die für die Geruchswahrnehmung verantwortlich sind, kann dies ebenfalls zu einem Verlust des Geruchssinns führen.

Medikamentöse Nebenwirkungen und Umweltfaktoren

  • Medikamente: Einige Medikamente, insbesondere solche zur Behandlung von Depressionen oder Allergien, können die Riechfähigkeit beeinträchtigen. Auch die langfristige Einnahme von Antibiotika oder Chemotherapien kann sich negativ auf das Riechsystem auswirken.
  • Chemische Exposition: Der Kontakt mit starken Chemikalien, wie sie beispielsweise in der Industrie oder bei der Verwendung von Reinigungsmitteln vorkommen, kann das Riechsystem schädigen und zu Anosmie führen.

 
Nase

Genetische Faktoren

In einigen Fällen kann Anosmie auch genetisch bedingt sein, obwohl dies seltener vorkommt. Bestimmte genetische Mutationen können die Entwicklung des Riechsystems beeinträchtigen und zu einem vollständigen oder teilweisen Verlust des Geruchssinns führen.

Symptome und Auswirkungen

Das Hauptsymptom der Anosmie ist der Verlust der Fähigkeit, Gerüche wahrzunehmen. Dies kann sowohl plötzlicher als auch schrittweiser Natur sein und ist oft mit weiteren Begleitsymptomen verbunden:
  • Verändertes Geschmackserlebnis: Geruch und Geschmack sind eng miteinander verknüpft. Ohne den Geruchssinn erscheint das Essen häufig fad oder weniger intensiv. Dies kann dazu führen, dass Betroffene das Interesse an Nahrung verlieren oder Probleme beim Essen haben.
  • Sicherheitsrisiken: Der Verlust des Geruchssinns kann zu Gefahren im Alltag führen, etwa beim Erkennen von Rauch, Gasgerüchen oder verdorbenen Lebensmitteln. Das Fehlen dieser Warnsignale erhöht das Risiko für Unfälle oder gesundheitliche Probleme.
  • Psychische Belastung: Anosmie kann auch zu psychischen Belastungen führen, wie etwa depressiven Verstimmungen oder sozialer Isolation. Das Fehlen von Geruchserlebnissen kann das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen und das emotionale Erleben vermindern.
  • Verlust der Intimität: Der Geruchssinn spielt auch eine Rolle in der zwischenmenschlichen Wahrnehmung, insbesondere in der Partnerschaft. Das Fehlen dieses Sinnes kann die Wahrnehmung von Nähe und Intimität negativ beeinflussen.

Diagnose der Anosmie

Die Diagnose einer Anosmie erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und speziellen Tests zur Geruchswahrnehmung. Ein Riechtest kann eingesetzt werden, bei dem der Patient verschiedene Gerüche erkennen muss. Um festzustellen, ob die Ursache organisch oder neurologisch bedingt ist, können bildgebende Verfahren wie CT oder MRT des Gehirns notwendig sein.
Darüber hinaus wird häufig eine umfassende Untersuchung der Atemwege und des Nasensystems durchgeführt, um mögliche physische Blockaden oder Entzündungen zu identifizieren.

Behandlung der Anosmie

Die Behandlung der Anosmie hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab:
  • Behandlung von Infektionen oder Entzündungen: Wenn die Anosmie durch eine Erkältung, Sinusitis oder eine bakterielle Infektion verursacht wird, kann eine Behandlung mit Antibiotika, Nasensprays oder entzündungshemmenden Medikamenten helfen, die Funktion des Geruchssinns wiederherzustellen.
  • Chirurgische Eingriffe: Bei Nasenpolypen oder anderen strukturellen Problemen in der Nase kann eine Operation erforderlich sein, um die Blockaden zu beseitigen und den Geruchssinn zu verbessern.
  • Therapien bei neurologischen Erkrankungen: Wenn Anosmie durch neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer verursacht wird, kann eine medikamentöse Therapie zur Linderung der Symptome beitragen, wobei die vollständige Wiederherstellung des Geruchssinns jedoch oft nicht möglich ist.
  • Behandlung bei COVID-19: Einige Menschen, die ihre Riechfähigkeit nach einer COVID-19-Infektion verlieren, erfahren eine langsame Rückkehr des Geruchssinns. In manchen Fällen sind spezielle Therapien wie das sogenannte Riechtraining, bei dem die betroffene Person regelmäßig verschiedene Gerüche riecht, hilfreich.
  • Psychosoziale Unterstützung: Bei langanhaltender Anosmie kann psychologische Unterstützung helfen, mit den emotionalen und sozialen Auswirkungen der Erkrankung umzugehen.