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Akustikusneurinom

Das Akustikusneurinom, auch bekannt als Vestibularisschwannom, ist ein gutartiger Tumor, der auf dem achten Hirnnerv wächst – dem Nerv, der für das Hören und das Gleichgewicht verantwortlich ist. Obwohl es sich um eine benigne (nicht krebsartige) Tumorerkrankung handelt, kann das Akustikusneurinom aufgrund seiner Lage im Schädel und seiner Auswirkungen auf wichtige Nervenstrukturen ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen. Die Erkrankung ist relativ selten, tritt jedoch bei Erwachsenen jeden Alters auf und erfordert eine sorgfältige medizinische Überwachung und oft eine chirurgische oder strahlentherapeutische Behandlung.

Was ist ein Akustikusneurinom?

Das Akustikusneurinom entsteht aus den Schwann-Zellen, die die Nervenzellen des vestibulären Nervs (der für das Gleichgewicht verantwortlich ist) und des cochleären Nervs (der für das Hören verantwortlich ist) umhüllen. Diese Zellen bilden die sogenannte Myelinschicht, die den Nerv vor Schäden schützt und die Übertragung von Nervensignalen beschleunigt.
Obwohl das Akustikusneurinom in der Regel langsam wächst und gutartig ist, kann es, wenn es nicht behandelt wird, zu erheblichen neurologischen Beeinträchtigungen führen. Der Tumor drückt auf benachbarte Strukturen im Gehirn, insbesondere auf den Hirnstamm, der für grundlegende Körperfunktionen wie Atmung und Herzschlag verantwortlich ist. Das Akustikusneurinom tritt normalerweise nur auf einer Seite auf (unilateral), in sehr seltenen Fällen jedoch auch beidseitig.

Ursachen und Risikofaktoren

In den meisten Fällen ist die genaue Ursache eines Akustikusneurinoms unbekannt. Die Erkrankung tritt jedoch häufig sporadisch auf, was bedeutet, dass sie ohne familiäre Vorbelastung auftritt. In etwa 5–10 % der Fälle wird das Akustikusneurinom jedoch als Teil eines genetischen Syndroms vererbt, das als neurofibromatose vom Typ 2 (NF2) bekannt ist. Diese Erbkrankheit führt zu multiplen Tumoren im Nervensystem, einschließlich Akustikusneurinomen.

Symptome

Die Symptome eines Akustikusneurinoms hängen von der Größe und dem Wachstum des Tumors ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
  • Hörverlust: Der häufigste und am frühesten auftretende Hinweis auf ein Akustikusneurinom ist ein allmählicher, meist einseitiger Hörverlust. Dieser kann anfangs leicht und unauffällig sein, verschlechtert sich jedoch oft mit der Zeit.
  • Tinnitus (Ohrgeräusche): Viele Patienten berichten von einem Rauschen, Klingeln oder Summen im betroffenen Ohr, das durch den Tumor verursacht wird. Dieser Tinnitus kann konstant oder intermittierend sein.
  • Gleichgewichtsstörungen: Da der Tumor auf den vestibulären Teil des Nervs drückt, der für das Gleichgewicht verantwortlich ist, können Schwindelgefühle und Gleichgewichtsstörungen auftreten. Dies kann besonders problematisch sein, wenn der Tumor wächst.
  • Gesichtslähmung oder Muskelschwäche: In seltenen Fällen kann das Akustikusneurinom auf benachbarte Nerven drücken, die für die Gesichtsmuskeln zuständig sind. Dies kann zu einer Gesichtslähmung oder Muskelschwäche auf der betroffenen Seite führen.
  • Kopfschmerzen und neurologische Symptome: Bei größeren Tumoren, die auf den Hirnstamm drücken, können auch Kopfschmerzen, Übelkeit, Taubheit oder Schwäche in den Gliedmaßen auftreten.
Da die Symptome eines Akustikusneurinoms oft schleichend und unspezifisch sind, wird die Erkrankung häufig erst in einem späteren Stadium diagnostiziert, wenn der Tumor bereits größer geworden ist.

Diagnose

Die Diagnose eines Akustikusneurinoms beginnt mit einer gründlichen klinischen Untersuchung und einer detaillierten Anamnese, wobei der Arzt insbesondere auf Symptome wie Hörverlust, Tinnitus und Gleichgewichtsstörungen achtet. Um den Tumor zu bestätigen und seine Größe sowie Lage zu bestimmen, werden bildgebende Verfahren eingesetzt. Die gängigsten Verfahren zur Diagnose eines Akustikusneurinoms sind:
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Die MRT ist die wichtigste Methode zur Visualisierung von Akustikusneurinomen. Sie kann den Tumor präzise lokalisieren und Informationen über seine Größe und mögliche Auswirkungen auf benachbarte Strukturen liefern.
  • Computertomographie (CT): Eine CT-Untersuchung kann ebenfalls hilfreich sein, insbesondere bei der Beurteilung von Veränderungen im Knochenbereich des Schädels.
  • Audiologische Tests: Um den Hörverlust zu bewerten, werden umfangreiche Hörtests durchgeführt. Dazu gehören die Bestimmung der Hörschwelle und die Überprüfung der Reaktion auf Töne und Sprache.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung eines Akustikusneurinoms hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Größe des Tumors, die Symptome, der Gesundheitszustand des Patienten und die Auswirkungen auf benachbarte Strukturen. Zu den möglichen Behandlungsoptionen gehören:
  • Überwachung (Watchful Waiting): Bei kleinen Akustikusneurinomen, die keine oder nur minimale Symptome verursachen, kann eine regelmäßige Überwachung ausreichen. Dabei wird der Tumor mit regelmäßigen MRTs kontrolliert, um etwaige Veränderungen in seiner Größe zu beobachten.
  • Chirurgische Entfernung: Die chirurgische Entfernung des Tumors ist eine häufige Behandlungsmethode, besonders wenn der Tumor größer ist oder neurologische Symptome wie Gesichtslähmung oder starke Hörprobleme verursacht. Der Eingriff erfordert oft einen Zugang durch den Schädel, wobei der Tumor entfernt wird, ohne die benachbarten Nerven zu stark zu schädigen.
  • Strahlentherapie (Radiotherapie): Eine andere Möglichkeit zur Behandlung von Akustikusneurinomen ist die Strahlentherapie, insbesondere bei Tumoren, die nicht chirurgisch entfernt werden können oder bei älteren Patienten, die eine Operation möglicherweise nicht gut vertragen. Hierbei wird der Tumor mit hochpräziser Strahlung behandelt, um das Tumorwachstum zu stoppen.
  • Stereotaktische Radiochirurgie: Diese spezialisierte Form der Strahlentherapie ermöglicht eine sehr präzise Bestrahlung des Tumors, ohne gesundes Gewebe zu schädigen. Sie wird vor allem bei kleineren Tumoren eingesetzt.

Prognose

Die Prognose für Patienten mit Akustikusneurinom ist in den meisten Fällen gut, insbesondere wenn der Tumor frühzeitig diagnostiziert und behandelt wird. Viele Patienten können nach einer Operation oder Strahlentherapie ein weitgehend normales Leben führen, auch wenn es in einigen Fällen zu bleibendem Hörverlust oder Gleichgewichtsstörungen kommen kann. Die rechtzeitige Behandlung verringert das Risiko schwerwiegender Komplikationen, wie etwa Gesichtslähmung oder Schädigungen des Hirnstamms.