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Akathisie

Die Akathisie ist eine neurologische Bewegungsstörung, die durch einen intensiven Drang zu bewegen und mit einem nahezu unaufhörlichen Gefühl von innerer Unruhe verbunden ist. Diese Störung kann sowohl körperliche als auch psychische Belastungen verursachen und stellt eine erhebliche Herausforderung für betroffene Personen dar. Akathisie tritt häufig als Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten auf, insbesondere von Antipsychotika und Antidepressiva, kann jedoch auch durch andere Ursachen ausgelöst werden.
In diesem Artikel werden die Ursachen, Symptome, Diagnosemethoden, Behandlungsmöglichkeiten und der Umgang mit Akathisie näher erläutert.

Was ist Akathisie?

Akathisie ist eine Bewegungserkrankung, die sich vor allem durch einen nahezu unerträglichen Drang zur Bewegung und eine innere Unruhe äußert. Der Begriff „Akathisie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Nicht-Sitzen“ (von „a“ = nicht und „kathisis“ = sitzen), was bereits die Hauptsymptome dieser Störung beschreibt. Personen, die an Akathisie leiden, haben das starke Bedürfnis, ständig in Bewegung zu sein. Dies kann sich in verschiedenen Formen äußern, wie zum Beispiel dem Schwingen der Beine, dem Gehen oder dem ständigen Umherlaufen.
Akathisie kann mit unangenehmen Gefühlen wie Angst, Reizbarkeit und Unruhe einhergehen, was die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Obwohl sie oft mit bestimmten Medikamenten in Verbindung gebracht wird, kann sie auch ohne eine medikamentöse Ursache auftreten.

Ursachen der Akathisie

Die häufigste Ursache der Akathisie ist die Einnahme von Medikamenten, insbesondere von Antipsychotika, die zur Behandlung von psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder bipolaren Störungen eingesetzt werden. Diese Medikamente können das dopaminerge System im Gehirn beeinflussen, was zu einer Überaktivität bestimmter Gehirnregionen führt, die die Bewegungskontrolle steuern.
Einige weitere Ursachen für Akathisie sind:

Medikamenteninduzierte Akathisie

- Antipsychotika (Neuroleptika): Diese Medikamente sind die häufigsten Auslöser für Akathisie. Besonders typische Antipsychotika (z. B. Haloperidol) und auch einige atypische Antipsychotika (z. B. Risperidon) können diese Nebenwirkung hervorrufen.
- Antidepressiva: Vor allem Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) können bei einigen Patienten Akathisie auslösen.
- Antiemetika: Medikamente zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen, wie Metoclopramid, können ebenfalls Akathisie hervorrufen.
- Dopaminagonisten: Diese werden zur Behandlung von Parkinson-Krankheit und Restless-Legs-Syndrom eingesetzt und können ebenfalls Akathisie auslösen.

Neurologische Erkrankungen

Akathisie kann auch als Folge von neurologischen Erkrankungen wie Parkinson-Krankheit, Hirnverletzungen oder Hirntumoren auftreten. Diese Erkrankungen beeinflussen das Nervensystem und können die Bewegungskoordination stören.

Psychiatrische Erkrankungen

Akathisie wird häufig in Verbindung mit psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie, Bipolaren Störungen oder Depressionen gesehen, da sie oft im Zusammenhang mit der Einnahme von Antipsychotika oder Antidepressiva auftritt.

Stoffwechselstörungen

Bestimmte Stoffwechselstörungen oder Hormonveränderungen können ebenfalls zu Akathisie führen, obwohl dies seltener der Fall ist.

Symptome der Akathisie

Die Hauptsymptome der Akathisie sind:
  • Unaufhörlicher Drang zur Bewegung: Betroffene haben das unaufhaltsame Bedürfnis, sich zu bewegen, was zu ständigem Schwingen der Beine, Umhergehen oder Hin- und Herbewegen führen kann. Manche Patienten berichten, dass sie sich durch das Sitzen oder Stehen fast „eingesperrt“ fühlen.
  • Innere Unruhe und Angst: Menschen mit Akathisie verspüren oft eine tiefe innere Unruhe und können nicht stillhalten. Diese Unruhe wird häufig von Ängsten, Reizbarkeit und einer starken emotionalen Belastung begleitet. Es handelt sich nicht nur um das Verlangen nach Bewegung, sondern auch um eine psychische Belastung.
  • Schlafstörungen: Aufgrund der körperlichen Unruhe haben viele Patienten mit Akathisie Schwierigkeiten, zu schlafen. Der Drang, sich ständig zu bewegen, macht es fast unmöglich, ruhig zu bleiben und sich zu entspannen.
  • Verschlimmerung in Ruhe: Die Symptome der Akathisie verschlimmern sich oft, wenn die betroffene Person in Ruhe ist, beispielsweise im Sitzen oder Liegen. Das Gehen oder Stehen kann die Symptome vorübergehend lindern.
  • Bewegungsdrang und spontane Bewegungen: Der Bewegungsdrang kann in verschiedenen Formen auftreten, von kleinen Bewegungen wie dem Schwingen der Beine bis hin zu unkontrollierten, häufigen Bewegungen wie dem Gehen auf der Stelle oder Umherlaufen.

Diagnose der Akathisie

Die Diagnose der Akathisie erfolgt in erster Linie durch die klinische Untersuchung und die Anamnese des Patienten. Der Arzt wird nach den Symptomen fragen, insbesondere dem Drang zur Bewegung und dem Gefühl der inneren Unruhe. Zudem wird der Zusammenhang zwischen der Einnahme von Medikamenten und dem Auftreten der Symptome erfragt, um eine medikamenteninduzierte Akathisie auszuschließen oder zu bestätigen.
Um andere Ursachen auszuschließen, können zusätzliche Untersuchungen erforderlich sein:
  • Neurologische Untersuchungen: Um neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder Hirnverletzungen auszuschließen.
  • Blutuntersuchungen: Um mögliche Stoffwechselstörungen oder Hormonveränderungen festzustellen.
  • Medikamentenüberprüfung: Eine genaue Überprüfung der eingenommenen Medikamente ist wichtig, um festzustellen, ob diese Akathisie verursachen könnten.

Behandlung der Akathisie

Die Behandlung der Akathisie richtet sich nach der Ursache der Störung und kann Folgendes umfassen:

Anpassung der Medikation

  • Wenn die Akathisie durch Antipsychotika oder andere Medikamente verursacht wird, kann die Dosis reduziert oder das Medikament gewechselt werden. In einigen Fällen kann es hilfreich sein, das Medikament schrittweise abzusetzen oder auf ein weniger problematisches Medikament umzustellen.
  • Dopaminagonisten oder Anticholinergika: Medikamente, die das Dopaminsystem im Gehirn beeinflussen, können bei medikamenteninduzierter Akathisie hilfreich sein.

Medikamentöse Behandlung

  • In einigen Fällen können Medikamente wie Benzodiazepine oder Beta-Blocker eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern.
  • Antidepressiva oder Antipsychotika können bei akuten Symptomen eingesetzt werden, um den psychischen Stress zu reduzieren.

Verhaltenstherapie

In einigen Fällen kann auch eine kognitive Verhaltenstherapie hilfreich sein, um mit der inneren Unruhe umzugehen und zu lernen, die Symptome zu bewältigen.

Physiotherapie

Eine gezielte physiotherapeutische Behandlung kann helfen, die Bewegungsfähigkeit zu verbessern und die körperliche Unruhe zu lindern.

Prognose und Leben mit Akathisie

Die Prognose bei Akathisie hängt von der zugrunde liegenden Ursache und der Effektivität der Behandlung ab. In vielen Fällen kann die medikamenteninduzierte Akathisie durch die Anpassung der Medikation erfolgreich behandelt werden. Wenn jedoch eine neurologische Erkrankung oder eine andere systemische Ursache vorliegt, kann die Behandlung schwieriger sein und die Symptome können langanhaltend sein.
Die Lebensqualität von Personen, die an Akathisie leiden, kann erheblich beeinträchtigt werden, insbesondere wenn die Symptome nicht wirksam behandelt werden. In solchen Fällen ist es wichtig, dass Patienten eng mit ihrem Arzt zusammenarbeiten, um die bestmögliche Therapie zu finden und die Symptome zu kontrollieren.