Medport Logo

Lexikon

MedPort - Lexikon
 
  
 
 

Adam-Stokes-Anfall

Der Adam-Stokes-Anfall ist eine seltene, aber potenziell gefährliche Erkrankung, die durch plötzliche Bewusstseinsstörungen und Kreislaufprobleme gekennzeichnet ist. Dieser Anfall tritt auf, wenn es zu einem akuten, vorübergehenden Ausfall der Herzfunktion kommt, was zu einem dramatischen Abfall des Blutdrucks und einer verminderten Blutversorgung des Gehirns führt. Der Zustand wurde nach dem britischen Arzt William M. Stokes benannt, der die Krankheit im 19. Jahrhundert erstmals beschrieb.

Ursachen des Adam-Stokes-Anfalls

Adam-Stokes-Anfälle sind meist die Folge von Herzrhythmusstörungen und kommen insbesondere bei Menschen mit vorbestehenden Herzerkrankungen vor. Zu den häufigsten Ursachen zählen:
  • Bradykardie (langsamer Herzschlag): Ein ungewöhnlich langsamer Herzschlag kann zu einer unzureichenden Blutversorgung des Gehirns führen. Dies kann durch Erkrankungen wie das Sick-Sinus-Syndrom, den atrioventrikulären Block oder bestimmte Medikamente verursacht werden.
  • AV-Block (atrioventrikulärer Block): Beim AV-Block wird das elektrische Signal des Herzens behindert, wodurch der Herzschlag langsamer wird oder sogar vollständig zum Erliegen kommen kann. In schweren Fällen führt dies zu einer unzureichenden Blutzirkulation im Körper.
  • Herzblock: Ein vollständiger Block in den Herzleitbahnen (wie der atrioventrikuläre Block 3. Grades) kann den Herzrhythmus so weit stören, dass die Pumpleistung des Herzens für kurze Zeit zum Stillstand kommt.
  • Vorhofflimmern: Diese häufige Herzrhythmusstörung kann bei manchen Patienten zu sehr langsamen Herzfrequenzen und einem erhöhten Risiko für Adam-Stokes-Anfälle führen.
  • Kardiale Ischämie: Eine unzureichende Blutversorgung des Herzmuskels, wie sie bei einer Angina pectoris oder einem Herzinfarkt auftritt, kann ebenfalls zur Entstehung von Adam-Stokes-Anfällen führen.
  • Elektrolytstörungen: Störungen im Elektrolythaushalt, insbesondere von Kalium oder Kalzium, können das elektrische System des Herzens beeinträchtigen und zu Anfällen führen.

Symptome eines Adam-Stokes-Anfalls

Die Symptome eines Adam-Stokes-Anfalls resultieren hauptsächlich aus der plötzlichen Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Zu den häufigsten Anzeichen zählen:
  • Plötzlicher Bewusstseinsverlust (Synkope): Die betroffene Person verliert aufgrund der mangelhaften Blutzufuhr ins Gehirn plötzlich das Bewusstsein.
  • Blässe und Zyanose: Ein unzureichender Blutfluss kann dazu führen, dass die Haut blass wird und die Lippen oder Fingernägel eine bläuliche Farbe annehmen (Zyanose).
  • Atemnot: Durch die mangelhafte Durchblutung und den Sauerstoffmangel kann es zu einer vorübergehenden Atemnot kommen.
  • Krämpfe oder Zuckungen: Manche Patienten zeigen während des Anfalls krampfartige Bewegungen, die mit einer normalen Epilepsie verwechselt werden können.
  • Verwirrtheit nach dem Anfall: Nach dem Ende des Anfalls kann der Patient eine Phase der Desorientierung oder Verwirrtheit durchlaufen.
Die Anfälle können nur wenige Sekunden bis einige Minuten dauern, oft sind sie jedoch mit einer schnellen Erholung des Bewusstseins verbunden, sobald die Blutzirkulation wiederhergestellt ist.

Diagnose

Die Diagnose eines Adam-Stokes-Anfalls erfolgt in der Regel durch die Untersuchung der Krankengeschichte und einer gründlichen kardiologischen Untersuchung. Eine Langzeit-EKG-Aufzeichnung (Holter-EKG) kann helfen, versteckte Herzrhythmusstörungen zu identifizieren, die zu den Anfällen führen könnten.
Weitere diagnostische Verfahren sind:
  • Echokardiographie: Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, um strukturelle Herzanomalien zu erkennen, die den Anfall auslösen könnten.
  • Herzkatheteruntersuchung: Bei Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit kann eine Herzkatheteruntersuchung zur Untersuchung der Herzkranzgefäße durchgeführt werden.
  • Blutuntersuchungen: Diese können helfen, Elektrolytstörungen oder andere metabolische Probleme zu erkennen, die den Herzrhythmus beeinflussen können.

Behandlung

Die Behandlung eines Adam-Stokes-Anfalls richtet sich in erster Linie nach der zugrunde liegenden Ursache, die den Anfall ausgelöst hat. Die häufigsten Maßnahmen umfassen:
  • Medikamentöse Behandlung: Die Gabe von Medikamenten zur Stabilisierung des Herzrhythmus ist eine der wichtigsten Behandlungsmaßnahmen. Bei einer Bradykardie kann z. B. Atropin verwendet werden, um den Herzschlag zu beschleunigen.
  • Schrittmacher: Wenn die Ursache des Anfalls auf eine extreme Bradykardie oder einen AV-Block zurückzuführen ist, kann ein dauerhaft implantierter Herzschrittmacher erforderlich sein, um den Herzrhythmus zu stabilisieren.
  • Behandlung der Grunderkrankung: Wird eine Grunderkrankung wie z. B. eine koronare Herzkrankheit oder eine Elektrolytstörung diagnostiziert, muss diese ursächlich behandelt werden, um das Risiko weiterer Anfälle zu minimieren.
  • Kardioversion oder Defibrillation: In einigen Fällen, in denen die Ursache des Anfalls mit einem schnellen, unregelmäßigen Herzrhythmus (wie Vorhofflimmern) zusammenhängt, kann eine Kardioversion notwendig sein, um den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen.
  • Notfallversorgung: In Notfällen, wenn es zu einem längeren Bewusstseinsverlust kommt, sollte der Patient sofort medizinisch behandelt werden. Wiederbelebungsmaßnahmen wie Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) sind in schweren Fällen unerlässlich.

Prognose

Die Prognose nach einem Adam-Stokes-Anfall hängt von der Ursache des Anfalls sowie von der rechtzeitigen und effektiven Behandlung ab. Patienten, bei denen der Anfall auf eine behandelbare Herzrhythmusstörung zurückzuführen ist, haben bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung eine gute Prognose. Eine unbehandelte Grunderkrankung oder wiederholte Anfälle können jedoch zu schwerwiegenden Komplikationen wie Schlaganfällen oder sogar zum plötzlichen Herztod führen.